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Historischer Verein Ingolstadt
Befestigungsanlage Ingolstadt:
Kaum verändert - schon veraltet

 
Dia-Vortrag von Dr. Aichner im Historischen Verein

Nachdem Dr. Ernst Aichner vom Bayerischen Armeemuseum einem kleinen Kreis von Interessierten bereits im Juni vergangenen Jahres das Fort Prinz Karl gezeigt hatte, referierte er nun - gleichsam darauf aufbauend - am Donnerstag im Kolpinghaus vor etwa 100 Zuhörern des Historischen Vereins über "Ausbau und beginnende Entfestigung der Festung Ingolstadt von 1848 bis 1918". ...

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts seien Zweifel an der Wirksamkeit von Festungen aufgetaucht, zumal die ständige Entwicklung neuer Waffensysteme die Verteidigungsfähigkeit alter Anlagen fragwürdig habe erscheinen lassen. ...

Doch bereits während des Bündnisses mit Bayern habe Napoleon bedauert, daß die Anlage von den Franzosen geschleift worden sei. 1828 sei dann nach dem Streiter-Entwurf die Grundsteinlegung am Reduit Tilly erfolgt, mit dem aber Baumeister Becker schon vier Jahre später gebrochen habe. 7000 Menschen hätten damals am Festungsbau gearbeitet, für den der Landtag die immense Summe von 18.310.000 Gulden genehmigt habe. Da aber außerplanmäßig tiefe Verankerungen angelegt werden mußten, sei das Geld dann am Ende der vierziger Jahre ausgegangen, so daß der Befestigungsteil zwischen Donautor und Schloß nicht habe zustande kommen können. Als die Festung Ingolstadt dann 1849 für verteidigungsfähig erklärt wurde, fehlten noch die gesamten Vorwerke.

Solange die Schußweite 250 Meter nicht überschritt, war die Bauweise der Festung Ingolstadt ausreichend. Doch als dann ab 1860 mit gezogenen Geschützen gekämpft wurde, konnten verdeckte Ziele und Entfernungen bis zu 1000 Meter erreicht werden. Das bedeutete für Ingolstadt, daß freistehende Gebäude wie die am Brückenkopf äußerst gefährdet waren und dem Feind die Sicht durch Pflanzungen entzogen werden mußte. Außerdem mußten die Vorwerke, die man nach Provisorien aus Erdreich von französischen Kriegsgefangenen bauen ließ weiter vorgeschoben werden. Schon 1870, als die Festung ein Pulverhaus und ein bombensicheres Zeughaus am Unteren Graben erhielt, gab es Kanonen mit Reichweiten von 4,5 Kilometern.

Nach dem Bundesvertrag gab es zwischen Preußen und Bayern ein hartnäckiges Tauziehen um die Auflassung der Festung, das Bayern schließlich gewann. Ingolstadt erhielt Geschützgießerei und Hauptlaboratorium und wurde - erstmals mit Bundesmitteln - für knapp zwölf Millionen Mark ausgebaut. Ein weiter Kreis mit Vorwerken von Manching bis Kösching umzog die Stadt.

Die achtziger Jahre mit ihren Brisanzgeschossen stellten Militärs und Ingenieure wieder vor eine neue Situation. Aus Angst vor einem weiteren Krieg entschloß man sich zu baulichen Veränderungen, die in den folgenden Jahren durch die mögliche Luftaufklärung ohnehin schnell sinnlos wurden.

Kurz vor der Entscheidung, die Festung Ingolstadt doch aufzulassen, brach der Erste Weltkrieg aus, währenddessen die Anlage fast nur als Gefangenenlager benutzt wurde. Und da nach Kriegsende noch die Verteidigung östlicher Angriffe erwogen wurde, verzögerte sich die endgültige Auflassung bis zum Jahr 1938.

unk. Donaukurier Ingolstadt. 24.03.1976.


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