Logo Kurt Scheuerer, Ingolstadt Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Beatrix Schönewald:
Motive und Ansichten von Ingolstadt aus fünf Jahrhunderten
Geschichtlicher Hintergrund: Das 17. Jahrhundert

 
Die Hohe Schule Ingolstadt erfährt vor allem durch das Wirken des Jesuitenordens in vielen Bereichen eine Steigerung ihres Ansehens durch bahnbrechende Entdeckungen und Forschungen. Unzweifelhaft ist die Beobachtung der Sonnenflecken durch Christoph Scheiner SJ in seinem Observatorium auf dem Turm der Heiligkreuzkirche im Jahr 1611 die bekannteste.

Wenige Jahre später bestimmt ein Krieg von europäischen Ausmaßen das Geschehen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, in dessen Verlauf Ingolstadt als Festungsstadt eine wichtige Rolle im Kalkül des Herzogs, dann Kurfürsten Maximilians I. spielt. Das Lager der Schweden vor Ingolstadt fand im Jahr 1632 statt, während Tilly in der Stadt um sein Leben rang. In einem denkwürdigen Ereignis wurde das Pferd des schwedischen Königs bei seinem Erkundungsritt getötet. Der Schwedenschimmel steht noch heute in Ingolstadt, im Stadtmuseum, als ein Unterpfand städtischen Verteidigungswillens.

Der 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648 war zugleich ein Religionskrieg und ein klassischer Staatenkonflikt um Hegemonie oder Gleichgewicht zwischen den Mächten Europas. In ihm entluden sich sowohl die Gegensätze zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union innerhalb Deutschlands als auch der habsburgisch-französische Gegensatz auf europäischer Ebene. So trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus.
Die Feldzüge und Schlachten fanden überwiegend auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation statt. Die Kriegshandlungen selbst, aber auch die durch sie verursachten Hungersnöte und Seuchen verheerten und entvölkerten ganze Landstriche des Reiches. In Süddeutschland etwa überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung. Alle wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wurden völlig umgestürzt. Deutschland brauchte mehr als ein Jahrhundert, um sich von den Kriegsfolgen zu erholen.

König Gustav Adolf von Schweden (1594 – 1632) erscheint 1632 vor Ingolstadt.
Mit der Okkupation der Küstengebiete der Ostsee im Jahre 1630 griff Gustav Adolf unter dem Vorwand, die "protestantische Sache" in Deutschland zu retten und sie vor der Gegenreformation der Habsburger zu schützen, direkt in die Interessenskonflikte der protestantischen deutschen Fürsten mit dem katholischen deutschen Kaiser ein.
Nach der Schlacht bei Breitenfeld (nordöstlich von Leipzig), in der das kaiserliche Heer unter Tilly 1631 vernichtend geschlagen wurde, marschiert das schwedische Heer ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen südwärts und besetzt ganz Süddeutschland, 1632 lagert er erfolglos vor Ingolstadt.
Am 16. November 1632 bei Lützen kam es zu einer Schlacht, in deren Verlauf Gustav Adolf tödlich verwundet wurde.

Kurfürst Maximilian I. (1573 – 1651) studierte seit 1587 in Ingolstadt: Mit ihm kam der bayerische Adel nach Ingolstadt. Dort erhielt er bei den Jesuiten eine streng katholische Erziehung, war Zeit seines Lebens ein großer Marienverehrer. Maximilian schloss dort Freundschaft mit dem späteren Kaiser Ferdinand II. Im Jahr 1594 wird Maximilian zum Mitregenten ernannt, als ihm sein Vater 1598 die Regierung abtrat, brachte er ein regeres Leben in den Gang der Staatsgeschäfte, zog aber bei seinen Reformen die Landstände zur Hilfe.
1607 hatte er die von Kaiser Rudolf II. über Donauwörth ausgesprochene Acht zu vollziehen. Die Stadt hielt er trotz aller Einwände der evangelischen Stände im Besitz. Der Protestantischen Union gegenüber stellte er sich 1609 an die Spitze der Katholischen Liga.
Bei Ausbruch des böhmischen Kriegs schloss er im Namen der Liga am 8. Oktober 1619 in München einen Vertrag mit Kaiser Ferdinand II., sandte ihm eine Armee von 30.000 Mann zu Hilfe, eroberte das im Abfall begriffene Oberösterreich, welches ihm der Kaiser für seine Unkosten verschrieben hatte, siegte am 8. November 1620 auf dem Weißen Berge bei Prag und nahm dann ohne große Anstrengung die Oberpfalz ein. Er erhielt 1623 die dem Pfalzgrafen bei Rhein genommene Kurwürde und zur Vergütung für die Kriegskosten von den Landen Kurfürst Friedrichs V. die Oberpfalz.
Maximilian setzte sich dem machtpolitischen Streben des Kaisers entgegen und bewirkte 1630 auf dem Kurfürstentag zu Regensburg Wallensteins Absetzung. Nach Tillys Niederlage am Lech 1632 musste er vor Gustav Adolf aus München flüchten, war auch später den schwedischen Angriffen preisgegeben und nahm erst nach dem Tode Wallensteins und dem Sieg bei Nördlingen 1634 wieder erfolgreich am Krieg teil. Namentlich in den letzten Jahren des Kriegs zeichneten sich seine Truppen unter tüchtigen Generalen (Mercy und Werth) im Kampf gegen die Franzosen aus. Aber sein Land litt durch die Verwüstungen der Schweden und Franzosen sehr.
Maximilian schloss daher 1647 mit Frankreich und Schweden den Ulmer Waffenstillstand; doch versöhnte er sich mit dem Kaiser. Im Westfälischen Frieden behielt er die Oberpfalz und die Kurwürde nebst dem Erbtruchsessamt. Kurfürst Maximilian starb 1651 in Ingolstadt.

Kurfürst Ferdinand Maria (1636 - 1679) lässt 1654 den Bau einer erweiterten Festungsanlage beginnen. Nach seiner Ausbildung in den Staatswissenschaften durch Jesuiten vermählte ihn sein Vater mit der erst 14-jährigen Adelheid von Savoyen am 11. Dezember 1650 durch Proklamation in Turin.
Durch seine zurückhaltende Politik gegenüber Frankreich unter Ludwig XIV. konnte er den Frieden für Bayern wahren und durch die Einführung merkantilistischer Wirtschaftsmethoden die Folgen des Dreißigjährigen Krieges schneller überwinden als andere deutsche Länder.
Durch seine Ehefrau Henriette Adelheid von Savoyen zog der italienische Barock mit zahlreichen Musikern, Künstlern und Architekten in Bayern ein. Nach der Geburt des langersehnten Thronfolgers Max Emanuels 1662 gab das Kurfürstenpaar Schloss Nymphenburg und die Theatinerkirche in Auftrag. Er starb am 26. Mai 1679 im Alten Schloss Schleißheim.

Im Jahr 1680 wird Ingolstadt Garnisonsstadt. Eine Garnison (aus altfranzösisch: garnison "Besatzung", "Ausrüstung", daher auch "garnieren") ist eine veraltete militärische Bezeichnung für einen Ort, an dem Truppenteile, militärische Dienststellen u.ä. ständig untergebracht sind. Auch die dort untergebrachten Truppenteile wurden als Garnison bezeichnet.

 

Dr. Beatrix Schönewald
Mit den Augen der Künstler - Motive und Ansichten von Ingolstadt aus fünf Jahrhunderten
Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 2006 zum Jubiläum 1200 Jahre Ingolstadt


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