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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 4
Bergbefestigungen

 

Mehrperiodige Bergbefestigungen mit hallstattzeitlicher Belegung
auf der Alb und an Donauübergängen

Seit der Jungsteinzeit, also seit dem Bestehen von Dauersiedlungen mit planvoll geregeltem Wirtschaftsbetrieb, gibt es die feste Umgrenzung solcher Plätze als Ausdruck von Besitz, Repräsentation und damit als eine von mehreren Grundformen der Herrschaft und Macht.
Von den in flachem Gelände ebenso wie auf Anhöhen und Bergen nachgewiesenen frühesten Befestigungsbauten mit Zaun- oder Palisadenringen, Graben- und Wallzügen ist in der Regel oberirdisch nichts mehr erhalten, hier wie anderwärts stammen obertägige Wallanlagen vielmehr aus metallzeitlichen Perioden, markante Höhenplätze können zudem wiederholt belegt und mehrfach befestigt sein.

Während der Hallstattzeit wird vor allem die Alb gleichmäßiger und dichter mit Siedlungen überzogen, wobei es auch zu gewisser Schwerpunktbildung kommt.
Das hat seinen Grund wohl in den Eisenerzvorkommen (zumal Bohnerzlagern), deren Abbau jetzt im ganzen Jurazug zwischen Mittlerer Rhone und Oberem Main beginnt. Die Hallstattkultur Mitteleuropas wird ja allgemein durch Bergbau auf Eisen und Steinsalz sowie durch die daraus folgende Entwicklung von Gewerbe und Fernhandel geprägt.

So werden nahe beieinander gelegene große Bergbefestigungen der Altmühl-Alb wie die Schellenburg bei Enkering und der Michelsberg bei Kipfenberg mit hallstattzeitlichen Bauphasen verständlich.
Oder die auf spornartigen Alb-Ausläufern oberhalb von Engen und Schleifen der Donau angelegten Befestigungen am Stätteberg bei Unterhausen und Frauenberg bei Weltenburg, die jeweils den Fluss- und Uferverkehr sowie Überfahrten beherrschen.

Graphik: Stadtmuseum Ingolstadt
Frauenberg bei Weltenburg. Graphik: Stadtmuseum Ingolstadt

Von den gestaffelten Schutzwällen dieser und anderer kleinerer Plätze dürften die hallstattzeitlichen Wallriegel durchweg doppelte Bruchstein-Trockenmauern mit innerem Holzgerüst und senkrechten Frontpfosten in Art des Rekonstruktionsschemas enthalten.
Gelegentlich werden bei Abschnittswällen seitliche Tore eingebaut, die stets durch eine vor der Plateaukante zurückbiegende Torwange kenntlich sind.

Ein gesellschaftskundliches Problem ist die relative Häufigkeit solcher Anlagen auf der Altmühl-Alb und an der benachbarten Donaustrecke.
Sicher gibt es darunter marktähnliche Bergorte mit zugehörigen gewerblichen Außenquartieren in Hang- und Tallage (z.B. Schellenburg bei Enkering, Michelsberg bei Kipfenberg), ebenso sicher religiöse Zentren wie den über acht Jahrhunderte hinweg periodisch aufgesuchten Aschenaltar auf der Akropole des Stättebergs bei Unterhausen.
Ausgesprochene Herrensitze mit zugehörigen Prunkgräbern fehlen jedoch.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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