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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 4
Opferplätze

Mehrperiodige Opferplätze und hallstattzeitliche Opferfunde
der Ingolstädter Gegend im Rahmen alteuropäischer Religionsformen

Aus materieller Hinterlassenschaft früher Menschen auf deren geistiges Leben zu schließen, ist schwer, nur indirekt und auch nur in allgemeinen Kategorien möglich. Aus den traditionellen Grabanlagen und deren Sachausstattung darf etwa auf rituellen Totenkult und außerweltliche Vorstellungen der frühen Menschengemeinschaften gefolgert werden.
In analoger Weise kann auf andere traditionelle oder rituelle Sachdeponierungen der religionskundliche Begriff des Opfers angewandt werden, lassen sich Stätten regelhaft wiederholter Deponierungen als Opferplätze oder Heiligtümer numinoser Mächte deuten. Sowohl auffällige als auch für uns Heutige unscheinbare Landschaftsprodukte kommen für Opferdeponierungen in Frage.
Dabei scheint die Geschichte von mehrperiodigen Opferplätzen an exponierten Naturstätten (wie den nebenbei gezeigten Bergbefestigungen und Höhlen) mehr mit der Geschichte der Gemeinschaftsformen und Kultverbände als mit der Offenbarung von Naturgewalten verknüpft zu sein, das Hervorbrechen des Elementaren und Kosmischen in der Natur ist ja zu allen Zeiten wahrnehmbar - Gefühl dafür vorausgesetzt.

Graphik: Stadtmuseum Ingolstadt
So entsteht auf der Alb eine Kultprovinz mit an Schachthöhlen und Felsspalten gebundenen Menschenopfern sowie Tier- und Sachopfern,
die längs der Donau an die Provinz der Rätischen Brandopferplätze oder Aschenaltäre aus verbrannten Tierknochen und Tongefäßen grenzt
und sich im Ries mit dieser zirkumalpinen Sakrallandschaft überschneidet.

Graphik:
Stadtmuseum Ingolstadt

Beide Opferformen sind von langer Dauer und unterliegen so gewissen Wandlungen, beide bestehen während der Hallstattzeit und sind in größeren religionsgeschichtlichen Zusammenhängen zu sehen:
  • Felsgrotten, Labyrinthe und Klüfte gelten weithin als Eingang zur Unterwelt.
  • Oberweltlich ausgerichtete Aschenaltäre kennt man auch von Griechenland nach der Beschreibung des Pausanias und neuen Ausgrabungsbefunden (Zeus-Altar von Olympia, Hera-Altar auf Samos), solche Brandopfer mit tierischen Köpfen und Fußgliedern gehen auf primitive, schon altsteinzeitlich bezeugte jagdmagische Wiederbelebungspraktiken zurück.

Die in Mitteleuropa seit der Jungsteinzeit üblichen Gewässeropfer verschiedener Form verlieren während der Hallstattzeit zwar an Vielfalt und Intensität, haben hier aber aus dem Donaufluss und einer Quelle beim Köschinger Bach schöne Votivgefäß-Funde erbracht.
Gewässer bieten nach dem Glauben der Alten ebenfalls Zugang zu Unterwelt und Totenreich, gelten jedoch auch als lebensspendend und sind Sitz entsprechender Mythenwesen.

Was den Kreis der Opfernden anbelangt, so ist mit Einzel- und Gemeinschaftsopfern zu rechnen. Damit ist auch an Wallfahrten zu offenen und monumental ausgebauten oder befestigten Opferplätzen zu denken, an Prozessionen und Feste, wie sie auf figuralverzierten Metallgefäßen des Osthallstattkreises dargestellt sind.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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