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Die Tilgung des Gedenkens
Damnatio memoriae in der Antike

 
Im römischen Strafrecht bedeutet Damnum den Schaden, den ein Täter durch seine Verurteilung erleidet.
Wer wegen Hochverrat (perduellio) zum Tode verurteilt wurde, konnte neben der Einziehung seines Vermögens auch noch zur Damnatio memoriae - der Austilgung des Andenkens an ihn - verurteilt werden:
"Es wird ihm das Grabrecht entzogen, den Verwandten verboten, um ihn zu trauern, die ihm zu Ehren errichteten Standbilder werden umgestürzt, seine Angehörigen dürfen seine imago nicht einmal im Hause haben, sein Name wird aus allen öffentlichen Denkmälern und auch privaten Urkunden getilgt; bisweilen wird auch die Fortführung des Praenomens des Verurteilten in seiner Gens untersagt." (Brassloff. In: Pauly-Wissowa (Real-Encyklopädie). S. 2059/2060.)

Nero (68), Julian (193) und Maximin (238) fielen der Damnatio memoriae anheim. Sie wurden nach ihrem Tod durch einen senatorischen Strafprozess zum Landesfeind erklärt.
Diesem "schloß sich die Beseitigung von Statuen, die Tilgung des Namens aus Inschriften und Münzen, vor allem aber die Vernichtung der persönlichen Regierungshandlungen durch rescissio actorum" an. (Mayer-Maly, Prof. Dr. Theo, Köln. Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike in fünf Bänden, 1979, Bd. 1, S. 1374.)

Auch durch Anordnung des neuen Kaisers konnte das Gedenken an seinen Vorgänger gelöscht werden, wie das bei Caligula (37-41), Domitian (81-96), Commodus (177-192) und Geta (209-212) geschah:

  • "Bei Caligula findet man wiederholt Bronzen, auf denen aus seinem offiziellen Namen C CAESAR ... der erste Buchstabe nachträglich entfernt wurde - aber nicht das Bildnis und der Rest der Legende." (Baldus, Dr. H. R., München.)

  • Auf der Bauinschrift des Kastells bei Kösching hat man den Namen Domitian entfernt.

  • Auf einer Bauinschrift des Kastells in Pfünz wurde der Name des Commodus herausgemeißelt.

  • Auf dem Meilenstein von Kösching wurde der Name von Geta aus der Inschrift gelöscht.

  • "In der Stadtprägung des römischen Ostens in der Kaiserzeit ist der Fall von Stratonikeia in Karien am augenfälligsten: Unter Caracalla wurden hier ganz systematisch die Münzen mit Getabildnissen eradiert (z.B. SNG v.Aulock Taf. 85, 2678ff. bzw. Taf. 281, 8162f.).
    Das ist insofern interessant, als derselbe Kaiser seinen ermordeten Bruder immer wieder auch auf Inschriften wegmeißeln ließ (z.B. Severus-Bogen in Rom) und auch sein plastisches Bildnis (z.B. Argentarierbogen in Rom) zu entfernen befahl." (Baldus, Dr. H. R., München.)
    (Siehe auch Septimius Severus und seine Familie)

Literatur:
  • Vittinghoff, Der Staatsfeind in der römischen Kaiserzeit (1936).
  • J. Pollini, Damnatio Memoriae in Stone. Two Portraits of Nero Recut to Vespasian in Amercan Museums. American Journal of Archaeology 88, 1984, 547-555.
  • M. Bergmann, P. Zanker, Damnatio memaoriae. Umgearbeitete Nero- und Domitianportraits. Zur Ikonographie der flavischen Kaiser und des Nerva. Jahrbuch des Instituts 96, 1981, 317-412.
  • T. M. Schmidt, Damnatio memoriae. Unbeliebte Köpfe römischer Kaiser. Altertum 37, 1991, 50-56.
  • R. Sablayrolles, J. M. Pailler, Damnatio memoriae. Une vraie perpétuité. Pallas 40, 1994, 11-55.

Kurt Scheuerer


Siehe auch:


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