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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 9
Die römische Wassermühle von Etting

Mehl und Brot für Roms Soldaten

Bis 160 n.Chr. war die Grenze im Norden unserer Provinz Rätien ein offener Landstrich, der durch eine Kette von Reiterkastellen gesichert wurde. Sie lagen bei Weißenburg, Kösching und Pförring.

Weißenburg, Foto: Link3D
Kastell Weißenburg, Foto: Link3D

Erst in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts erfolgte durch den Bau der Holzpalisade und ab 207 n.Chr. mit dem Bau der Rätischen Mauer, heute als „Limes“ bekannt, ein Wechsel hin zu einer linear markierten Grenze.
Die hohe Konzentration von Reitereinheiten in Nordrätien bedeutete für die römische Militärverwaltung eine enorme logistische Herausforderung in Bezug auf die Bereitstellung und den Unterhalt der Militärpferde. Das Ingolstädter Becken mit seiner großen Zahl von Gutshöfen (Villae rusticae) war daher eine wichtige regionale Kornkammer.
Ein außergewöhnlich großer Gutshof bei Etting mit Wassermühle besaß in diesem Wirtschaftsgefüge eine zentrale Funktion.

Die mehrjährigen Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege (Dr. Karl Heinz Rieder) und der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (Dr. Claus-Michael Hüssen) in dieser Villa, unterstützt von der Stadt Ingolstadt (Baureferat, Franz Pögl, Firma Pro Arch, Dr. Jan Weinig), erlauben weitreichende, neue Einblicke in die Wirtschaftsstruktur und in die Verwaltung des östlichen Limeslandes. Durch die umfangreiche Forschungstätigkeit seit den 80er-Jahren ist die Villa eingebettet in eine gut untersuchte, überdurchschnittlich befundreiche Region. Die römische Wassermühle von Etting ist aufgrund ihrer hervorragenden Erhaltung ein bislang einzigartiges Zeugnis der Wassernutzung in Mitteleuropa.
Daher entschloss sich die Stadt Ingolstadt (Baureferat, Franz Pögl, Kulturreferat, Gabriel Engert), ihr beeindruckendes Holzbecken zu bergen und zu erhalten. Die Konservierung der Mühle fand in den Werkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege in Thierhaupten (Franz Herzig) und im Stadtmuseum Ingolstadt statt. Sie wurde vom Historischen Verein Ingolstadt (Dr. Beatrix Schönewald) unterstützt. Die wissenschaftliche Bearbeitung liegt bei der Römisch-Germanischen Kommission (Dr. Claus-Michael Hüssen).

Villa bei Etting, Foto: Link3D
Die Mittelpunktsvilla bei Etting, Foto: Link3D

Die Wassermühle von Etting ist ein insgesamt 150m langes System aus Quellbrunnen und Wassersammlern mit Zu- und Ableitungen. Mit einen Hofareal von 3,3 ha zählt der Ettinger Gutshof, wie die Villa von Westerhofen, zu den größten nördlich der Donau. Neben dem Wohnhaus und dem Badegebäude sind mindestens 13 weitere Stein- sowie Pfostenbauten älterer Bauphasen bekannt, die die Lagerung großer Getreidemengen ermöglichten. Als Getreidesorten sind Dinkel und Weizen nachgewiesen. Die Villa verfügte über mehrere Getreidedarren und einen befestigten Dreschplatz.

Text: Dr. Gerd Riedel. Fotos: Link3D und Stadtmuseum Ingolstadt


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