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Gerd Riedel:
Vom Werden einer Stadt - Ingolstadt seit 806
Leitfaden durch die Ausstellung

 

Vom Werden einer Stadt - Ingolstadt seit 806

Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt vom 9. Mai bis 10. September 2006
zum Jubiläum 1200 Jahre Ingolstadt

  • Ingoldesstat – die Suche nach dem Kammergut

  • Ingoldesstat im neuen Imperium Romanum
    Ingolstadt besitzt keine römischen Wurzeln. Seine Umgebung war jedoch von den Jahrhunderten unter römischer Herrschaft geprägt. Die germanischen Neusiedler orientierten sich an römischen Straßen, Gebäuden und Feldfluren. Ein kleiner Bestattungsplatz bei Etting ist die wichtigste Entdeckung dieser Zeit im Stadtgebiet.

  • Zeit des Wandels
    Die meisten Germanensiedlungen werden im 5. Jahrhundert, in der Zeit des „Hunnensturms", wieder aufgegeben. Aus den folgenden Jahrzehnten gibt es nur wenige Funde. Alle ausgestellten Objekte sind Grabbeigaben. Im 6. Jahrhundert wird der Einfluss der Franken im heutigen Südbayern in der schriftlichen, im Raum Ingolstadt auch in der archäologischen Überlieferung fassbar.

  • Kösching – Nachbar und Wegweiser zum Kammergut Ingoldesstat
    Der mittelalterliche Marktort Kösching entstand auf den Grundmauern des römischen Kastells und seines Lagerdorfes. Die Bajuwaren benutzten aber nicht einfach die römischen Ruinen weiter. Ihre Siedlungen lagen meist außerhalb des alten Kastellgeländes und späteren Marktkernes. Die wohl bedeutendste stand am Eixelberg knapp einen Kilometer nordöstlich der heutigen Pfarrkirche.

  • Vom Herrenhof zum Markt?
    Bei Köschings Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt wird ein fränkischer Stützpunkt vermutet. Vielleicht kontrollierte er die bajuwarischen Siedlungen im näheren Umkreis. Im heutigen Ortskern reichen die Funde jedoch bislang nicht klar vor die Jahrtausendwende zurück. Der Vergleich mit Ingolstadt liegt nahe.

  • Zuchering - Ingolstadts „Gegenüber" am südlichen Donauufer
    Kösching ist ein Beispiel dafür, wie wandelbar das Siedlungsbild im frühen und hohen Mittelalter war. Zuchering zeigt, dass eine Siedlung auch über Jahrhunderte ortsfest bleiben konnte, dann aber deutliche Spuren im Boden hinterließ. Eine größere, ortsfeste Siedlung um die Ingolstädter Moritzkirche wäre bis heute archäologisch nachweisbar.

  • Die „Metaller" von Zuchering
    Die Eisenverhüttung spielte in der Zucheringer Siedlung über Jahrhunderte hinweg eine besondere Rolle. Den Sprung zur Hochofentechnologie machten die „Metaller" von Zuchering allerdings nicht mehr mit.

  • Die Ingolstädter Kreuzfibel – ein Hinweis auf den Herrenhof?
    Die Auffindung einer kreuzförmigen Gewandschließe aus vergoldeter Bronze nahe der Moritzkirche könnte ein entscheidender Hinweis auf die Lage des Herrenhofes von Ingoldesstat sein. Vergleichbare Fibeln wurden in Bistümern, Fernhandelsplätzen und strategisch wichtigen Orten gefunden.

  • Der frühmittelalterliche Zentralort mit Königshof in Karlburg
    Die villa Karloburg beim heutigen Karlstadt am Main war im Frühmittelalter ein wichtiger Zentralort mit Königshof, Kloster und Burg. Da sich der Ort nicht wie Ingolstadt zur Großstadt entwickelte, sind die Voraussetzungen für archäologische Forschungen hier günstiger. Dabei wurde eine Kreuzfibel entdeckt, die sich sehr gut mit dem Ingolstädter Exemplar vergleichen lässt.

  • Die frühesten Spuren Ingolstadts
    In der Ingolstädter Altstadt sind bislang noch keine Gebäudespuren oder Gräber aus dem frühen Mittelalter entdeckt worden. Nördlich und östlich der Altstadt, entlang des Augrabens/Mailinger Bachs und einer alten Römerstraße verdichten sich dagegen die Hinweise auf eine Aufsiedlung während des 7./8. Jahrhunderts. Lag die früheste Besiedlung Ingolstadts außerhalb des späteren Ortskerns, wie in Kösching?

  • Wege nach Ingoldesstat? – Römische Straßen und bajuwarische Gräber
    Bajuwarische Gräberfelder zeigen im Raum Ingolstadt wiederholt einen Bezug zu alten Römerstraßen. Im Gelände der AUDI AG wurde ein solches Gräberfeld untersucht. Möglicherweise wurden hier die „ersten Ingolstädter" entdeckt.

  • Der karolingische Königshof Lauterhofen und sein Umland
    Die villa Lutrahahof wird 806 gemeinsam mit Ingolstadt im Reichsteilungsplan Karls des Großen genannt. Da es wie Karlburg ein kleiner Ort blieb, ist seine frühmittelalterliche Siedlungsstruktur viel leichter erschließbar als in Ingolstadt. In Lauterhofen wurde einem älteren, bajuwarischen Hofbezirk offenbar ein karolingischer Königshof „aufgepfropft".

  • Ingolstadt – Ein frühmittelalterlicher Technologiestandort
    841 wird überliefert, dass es in Ingolstadt „bewegliche und unbewegliche Mühlen" gab. Mühlen waren als „Kraftwerke" des Mittelalters von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung. In Großhöbing nördlich von Ingolstadt haben sich bedeutende Reste frühmittelalterlicher Mühlen im Auesediment der Schwarzach erhalten.

  • Die Rolle von Schutter und Donau
    Für die Erforschung des karolingischen Ingolstadt spielen der Stadtbach Schutter und die Donau eine zentrale Rolle. Schuttermündung und Donauübergang sollen auf die Lage zentraler Bereiche des Kammergutes hinweisen. Es ist aber unsicher, ob die Einmündung der Schutter in die Donau schon immer im Gebiet der Altstadt lag.

  • Ingoldesstat und die Fossa Carolina Karls des Großen
    793 besuchte Karl der Große die Baustelle des „Kanals" zwischen Rezat und Altmühl und traf dort Gesandte des Papstes. Mit Blick auf Ingolstadt stellt sich die Frage nach der Rolle des Flüsschens Schutter. Es war möglicherweise ein wichtiger Gewässerabschnitt auf diesem Weg vom Rhein über Donau und Lech nach Italien.

  • Die Funktionsweise des Karlsgrabens
    Neuere Forschungen machen es wahrscheinlich, dass der Karlsgraben voll ausgebaut und funktionsfähig war. Über einen künstlichen Stausee wurde eine Kette von Weihern gespeist, die durch Schlepprampen verbunden waren. Möglicherweise ist dieses wichtige Bauwerk ein Grund für die Ersterwähnung Ingolstadts 806.

  • Wasserfahrzeuge in der Karolingerzeit
    Da der Ausbau von Wasserstraßen nur begrenzt möglich war, mussten die Wasserfahrzeuge den wechselnden Gegebenheiten angepasst werden. Über robuste Einbäume waren selbst kleinere Gewässer wie die Schutter schiffbar.

  • Edle Herrschaft im Umfeld von Ingoldesstat
    In jüngster Zeit wurden in Bayern und speziell in der Region Ingolstadt eine Reihe besonderer Grablegen entdeckt und untersucht. Sie spiegeln einen Prozess wider, der ab dem 7. Jahrhundert zu beobachten ist: die Separierung einer örtlichen oder regionalen Ober- oder Führungsschicht. Möglicherweise entwickelten sich seit dieser Zeit die freien Herrschaften auf dem Lande, die für mehr als tausend Jahre die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt haben. Die überregionale Betrachtung zeitgleicher Gräberfelder kann darüber hinaus weiträumige politische Entwicklungen wie etwa Präsenz oder Verdrängung ethnischer oder politischer Gruppen aufzeigen und Veränderung religiöser Vorstellungen vermitteln.

  • Der Herrenhof von Ingoldesstat – zwischen Donauübergang und Schuttermündung?
    Die Grabhügel mit auffallend reichen Bestattungen von Gerolfing und Großmehring weisen wohl auf einflussreiche Personen hin, die die Kontaktzone Schutter-Donauhauptarm bei Gerolfing und den Donauübergang bei Feldkirchen/(Groß- )Mehring besetzten, Ein fränkischer Herrenhof bei der Ingolstädter Moritzkirche könnte beide strategisch wichtigen Punkte kontrolliert haben.

  • Lebensbilder – Ein Mann und eine Frau aus spätmerowingisch-karolingischer Zeit
    Der Herr vom Löwenbuckel bei Gerolfing gibt Hinweise, wie man sich Ingold, den aus den Ortsnamen erschlossenen Gründer, sowohl hinsichtlich seinem Äußeren als auch seiner gesellschaftlichen Stellung vorstellen kann. Seine gesellschaftlich hervorragende Position zeigt sich in seiner reichen Ausstattung mit Beigaben. Alle Waffen weisen Verzierungen in Edelmetall auf, sein Gewand war golddurchwirkt. Eventuell kann man dem Mann einen adelsähnlichen Status zuerkennen. Ähnlich zu beurteilen ist die Frau aus Großmehring. Ihre Beigaben aus Edelmetall, goldene Ohrringe und zwei silberne Pressblechscheibenfibeln, heben sie von ihren Zeitgenossinnen deutlich ab.

  • Vom Kammergut zur Stadt
    Zahlreiche Ausgrabungen in der Altstadt zeigen den langen und facettenreichen Prozess der Stadtwerdung Ingolstadts. Gebäudespuren oder Gräber aus der Zeit Karls des Großen konnten jedoch trotz sehr guter Erhaltungsbedingungen bislang nicht entdeckt werden. So gab es im Altstadtareal keine ausgedehnte frühmittelalterliche Siedlung, allenfalls einen kleineren Stützpunkt.

  • Das Alte Schloss
    Der Herrensitz der Wittelsbacher wurde nicht an der Stelle des karolingischen Herrenhofes erreichtet. Vom repräsentativen Wohnbau abgesehen erinnert das Alte Schloss eher an einen großen Wirtschaftsbetrieb als an eine Burg. Die Feste symbolisierte Macht und Wehrhaftigkeit nur an der Donaufront. Zur jungen Stadt Ingolstadt hin blieb sie auffallend schlicht. Da der erhaltene Wohnbau („Herzogskasten") kaum erforscht ist, der Schlosshof aber archäologisch untersucht, zeigt das Modell vor allem die heute verschwundenen Bestandteile der Burganlage. Beste Orientierungshilfe beim Vergleich mit dem Stadtmodell von 1572 ist der Rundturm.


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