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Museumspädagogik - Beispiele und Erfahrungen
Ein Themen-Rundgang durch das Stadtmuseum
Mythologie im Museum

    (Die in den Text eingebundenen Links gehen überwiegend auf eigene Seiten oder auf Wikipedia.)

  • Schöpfungsmythen

    Im Geologie-Raum 01 wird die Entwicklung der heutigen Landschaft im Tertiär - nach dem Ende der Jurazeit - vorgestellt (womit das Stadtmuseum Ingolstadt zeitlich an das Juramuseum Eichstätt anschließt). In Folge der Alpenauffaltung erhob sich das Mittelgebirge der Frankenalb, es bildeten sich neue Flüsse und das Ingolstädter Becken.

    Einen eigenen Schöpfungsmythos haben wir bei uns hier nicht, so in der Art, wie in Island ein Urwesen durch eine Kuh vom Eis frei geschleckt wird - man müsste einen erfinden ;-)
    Halten wir uns daher an die Schöpfungsmythen des vorderen Orients und der alten Griechen: Die schöpferische Liebe (Eros) weht durch das Nichts und erschafft mit der Erde (Gaia) das Himmelsgewölbe (Uranos). Aus diesen beiden entstehen - wie bei der nordischen Kuh - mythische Wesen und das Göttergeschlecht der Titanen.

    In Raum 02 werden Werkzeuge aus Silex und Felsgestein gezeigt, die an den Bauernhöfen der Steinzeit und der frühen Bronzezeit benutzt worden sind.
    Die Sicheleinsätze verweisen auch auf den Titan Kronos und seinen Vater Uranos.

  • Mythen spiegeln das Leben der Menschen

    Nach einem sumerischen Mythos wurden die Menschen erschaffen, um den Göttern die schwere Arbeit auf Erden abzunehmen.
    Verschiedene Lebensweisen der Menschen geben Anlass zu Neid und Streit (Kain und Abel, Thrym und Thor). Es bilden sich Regeln des Verhaltens, gelegentlich werden diese jedoch gebrochen (Odysseus), Verbannung und Einsamkeit sind die Folge (Alkaios, Jason).

    Im vorderen Orient entstanden die ersten Städte mit Stadtkönigen und - in mythologischer Entsprechung - auch Stadtgöttern. Hierarchien bildeten sich hier wie dort heraus. Wie die Menschen verhielten sich auch die Götter eifersüchtig (Inanna) und bekämpften einander (Marduk => Assur). (Links auf eigene Seiten von KS)

  • Drei Ebenen mythischer Wesen

    Bronzezeit, Räume 03 und 04:
    • Die "himmlische" Ebene der Götter
      Aus ungreifbaren »metaphysischen Wirksamkeiten« (Daimones) wurden personifizierte und in Tempeln verehrte hohe »Götter«: Anunnaki, Olympier, Asen usw.
    • Die irdische Ebene der Dämonen
      Hier hörte und spürte man die Naturgeister: Elfen, Nixen, Okeaniden, Nymphen und Satyrn, sowie die Dschinn der Wüsten. (Sechs Links auf Wikipedia)
    • Das Totenreich in der unterirdischen Ebene
      Die drei unterschiedlichen Bestattungsformen in Steinzeit und Bronzezeit - Flachgrab, Hügelgrab und Brandbestattung - verweisen auf die, zu jeder Zeit, große Frage nach der Weiterexistenz des menschlichen Wesens (Seele) nach seinem Tode: Schattenwesen, Reinkarnation, freundliche Aufnahme bei Hel oder gar in Walhall?
      Zum Totenbrauch kann man auf die in der Ilias beschriebenen Bestattungen des Hektor (78, 664 bis 667) und des Patroklos verweisen.
      Auch die Gefäße in den Gräbern sind Beispiele für das dort erwähnte Totenmahl, auch heute noch bei uns als Leichenschmaus üblich.
    Siehe auch Raum 04:
    Brandopferplätze und Schachthöhlen in der Region
    Bronzezeitliche Deponierungen - Zeugnisse religiöser Vorstellungen und Praktiken

  • Mythen der europäischen Antike

    • Frauenschmuck Bronzezeit
      In Raum 03 ist das Bernsteincollier der mittleren Bronzezeit ausgestellt. Es gleicht dem Brisingamen, dem Halsschmuck der Freyja. Diese war von ihrem Ehemann verlassen worden und weinte zwei Jahre lang (vergleichbar mit Demeter, die um ihre Tochter Persephone weinte). Ihre Tränen fielen ins Meer und verwandelten sich zu Gold (Bernstein in der Ostsee). Auch die Tränen der Heliaden, der Schwestern des Phaethon, glaubte man im frühen Rom als Bernstein in der Po-Ebene zu finden.
      s.a. Bronzezeitliche Gewandnadeln in Gewässern (Absatz 11) - Gedicht: "Die Nadel im Teich".

    • Griechische Mythologie
      Raum 04: Unsere Urnenfelderzeit entspricht der mythischen Zeit Griechenlands, der Zeit des Troianischen Krieges und der Reisen des Odysseus.
      Im Olymp herrscht mit den Kindern der Titanen Kronos und Rheia eine neue Göttergeneration, welche die Welt und die Menschen mehr oder weniger "verwaltet": Hestia das Heim, Demeter das nahrungspendende Wachstum der Natur, Hera die Familie, Hades das Totenreich, Poseidon das fischreiche Meer und Zeus den Olymp und die Menschen.
      Das Rollenspiel "Das Homerische Gelächter" könnte mit den Besuchern gemeinsam gelesen werden. Es handelt vom Schmied Hephaistos, welcher wie viele damalige Schmiede durch die Verwendung von Arsenbronze hinkt. Er erwischt seine Gattin Aphodite mit dem schnellfüßigen Ares.
      Die jüngere Generation der Olympier übernimmt speziellere Aufgaben in der Betreuung der Menschen: Athena beschützt die Stadt, Ares die Kämpfenden, Aphrodite die Liebenden, Apollon die Werkenden, Hermes die Händler, usw.
      All diese Mythologie eigneten sich die Römer später an und verleibten sie in ihre eigene ein. (s.a. Dr. Treffer: Griechische Sagen aus Manisa)

    • Frauenschmuck Antike
      Raum 05: Bei den keltischen Gürtelketten kann man Gedichte zum Schmuck göttlicher Frauen vortragen: Der sumerischen Inanna wird dieser beim Abstieg in die Unterwelt abgenommen. Auch der Schmuck von Hera und Aphrodite - speziell deren Zaubergürtel - wird in der griechischen Lyrik besonders gerühmt.

    • Mythische Wesen
      Raum 06: Am Brunnen aus dem keltischen Oppidum bei Manching kann man ganz allgemein auf Quellen und diesbezügliche Sagen verweisen. Oft dachte man sich solche Quellteiche von mythischen Wesen (Nixe der Schutterquelle) bewohnt, welche man um Rat fragen konnte oder von denen man sich heilende Wirkung (Sequana, Grannus) erhoffte. Niedergelegte Objekte wie die Schale aus der Schauermühl-Quelle in Raum 04 und Münzen aus einer Quelle bei Demling bestärken dies.
      Gelegentlich legen sogar Walküren ihr Schwanenkleid ab und baden in Teichen - wie die weisen Frauen des Nibelungenliedes im Quellteich bei Ettling.

      Auch in Raum 08 lassen uns die Wassergeister auf dem Fußbodenmosaik aus Westerhofen vom fernen Rauschen der Meereswellen träumen.
      Handelswege wurden in der Antike mit Steinhaufen - Hermen - markiert.
      Den Schutz römischer Orte, besonders der Wegkreuzungen, übernahmen die Laren - sehr alte Schutzgeister aus der Erde in Gestalt einer Schlange, wohl etruskischer Herkunft. Man ehrte sie im römischen Hausaltar, dem Lararium. (Raum 08. Religiöser und magischer Schutz.)

    • Der Weg ins Jenseits
      Raum 08: In römischer Zeit überwiegen hier in Raetien Brandbestattungen in Tongefäßen. Die Gräber wurden außerhalb der Siedlungen entlang der Straßen angelegt. Beigegeben wurde neben Gefäßen des Totenmals meist ein Öllämpchen, seltener eine Weihrauchschale, gelegentlich auch eine kleine Figur in Form eines beschützenden Hundes oder Hahns (Ritualgefäße und Devotionalien).
      Bedeutendere Tote erhielten von ihren Angehörigen gelegentlich einen Grabstein. Diese gaben in früheren Zeiten oft Anlass, eine Sage daran zu knüpfen - Sagenbildende Denkmäler.
      Raum 10 und 13: Die Körpergäber im Frühmittelalter sind teilweise reich mit Waffen und Schmuck ausgestattet und werden abgelöst von Reihengräberfeldern ohne Beigaben.

  • Mythologie auf antiken Münzen

      Raum 20, Münzkabinett:
    • Auf griechischen Münzen, die in vielen Städten Griechenlands und Kleinasiens ausgeprägt wurden, sind häufig lokale Gottheiten der griechischen Mythologie dargestellt.
    • Schwer zu interpretieren sind keltische Münzen, vermutlich sind hier eher nur Attribute von Stämmen oder lokalen Göttern, wie Stier, Eber, Pferd, abgebildet.
    • Münzen der römischen Republik zeigen oftmals römische Götter, bei kaiserzeitlichen Münzen befinden sich auf den Rückseiten häufig Numina, Personifikationen von Begriffen und Wirksamkeiten, welche durch eine göttliche Person verkörpert werden.

Kurt Scheuerer


Siehe auch:

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