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Georg Schwebermair - der erste Leiter des Ingolstädter Georgianums
von Gerd Treffer

Historische Blätter Ingolstadt - Jahrgang 14 - Ausgabe Nr. 135 vom 01.03.2024

Herzog Georg der Reiche, der Sohn des Gründers der Ingolstädter Universität – Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut – (1) war, wie schon sein Vater „in vorbildlicher Weise um das Wohl der Hohen Schule bedacht“. (2)

Bursen, Kollegien, Quartiere

Zunächst gedachte Herzog Georg nur eine größere Burse zu gründen, eines jener Privatquartiere, die in der frühen Form universitären Lebens, die von Auswärts angereisten Studiosi beherbergen sollten. In den Bursen bezogen die Studenten der Artistenfakultät, von denen einige noch sehr jung waren, internatsmäßig Quartier.(R.C Schwinges setzt in seiner Arbeit zur Verfassungs-, Sozial- und Universitätsgeschichte des alten Reiches im 15. Jahrhundert das Alter der Studierenden auf „zwischen vielleicht zehn und fünfzehn Jahren“(4) an. Dort lebten die Studenten unter der Aufsicht eines leitenden Magisters, des Konventors, und hatten unter seiner Anleitung einen Teil ihrer artistisch akademischen Übungen, die Bursenresumptionen, zu absolvieren.
Nebenbei: Neben Hörgeldern und Emolumenten (wie Promotionsgebühren und Strafgeldern) stellte das bezahlte Amt des Bursen-Vorstehers eine Einnahme für die Magister dar, die mit dem Magister Artium die philosophische Fakultät abgeschloßen und damit das Recht erworben hatten, an einer der drei höheren Fakultäten fort- zu- studieren und sich nun mit solchen Ämtern ihren Unterhalt verdienen konnten. Ein Bursen-Leiter konnte sich von den wöchentlich zu entrichtenden Gebühren von (1488) 40 Pfennigen den Betrieb der Burse und die eigene Existenz sichern.(5)
In den 1470er-Jahren sind in Ingolstadt zehn Bursen bekannt. Da sich die Universität kurzzeitig, bis 1478 zwei grundständige artistische Fakultäten leistete, waren auch die Bursen nach via antiqua und via moderna unterschieden.
Zur via antiqua gehörten die Bursen
Aristoteles,
Dingefing ( später umbenannt in: Adlerburse),
Engel,
Paris.
Zur via moderna bekannten sich die Bursen
Drache,
Lilia
Löwe,
Rosa,
Wien (im Sommersemester 1474 aufgehoben),
Wind
und ab 1480 Sonne (6).

Während die (vermutlich wenigen) Studenten, die aus der Stadt stammten, in den elterlichen Wohnungen bleiben konnten, herrschte für die auswärtigen Studierenden ( anfangs) „Bursenzwang“. Es war Aufgabe des Konventors, die Insassen zu Pünktlichkeit, Ordnung und Selbststudium anzuhalten. Der einzige beheizbare Raum im Gebäude der Burse diente als Schul- und als Esszimmer und Aufenthaltsraum. Den Schlafraum (gelegentlich gab es auch Einzel-Schlafkammern) hatten die Scholaren selbst zu reinigen. Grundsätzlich war der Tag in einer Burse streng strukturiert, beginnend mit dem Wecken durch eine Glocke um fünf Uhr früh und ausgefüllt mit Vorlesungen und Übungen und Kirchenbesuchen. Bei den Mahlzeiten wurde disputiert – auf Latein. Mit jemandem, der Latein verstand, Deutsch zu sprechen, war verpönt bis verboten. „Gemeinsame Wanderungen dienten dem Erlernen der lateinischen Worte für das Gesehene“. (7)

Relativ rasch aber überlebte sich das Bursen-System in Ingolstadt, nicht zuletzt auch auf Grund der Pestschübe und der Erkenntnis, dass das enge Zusammenleben entsprechende gesundheitliche Gefahren barg. Wichtiger aber noch: Die Studenten lehnten zunehmend das unfreie Bursenleben ab. Ab dem frühen 16. Jahrhundert zogen sie eigene Buden in Privat- oder Gasthäusern vor oder wohnten als Kostgänger bei ihren Professoren, was diesen ein Zugeld einbrachte und für die akademische Karriere der Studenten kaum schädlich sein konnte. Die Professoren lebten – abgesehen vom „Brunnengeld“ für die Wasserversorgung – steuerfrei in ihren Häusern und durften so viele Kostgänger aufnehmen, „wie an einem Tisch Platz fanden, in der Regel vier“, (8) aber nur, wenn sie keine ledigen Töchter hatten, was sich aber als unpraktische und daher unsinnige Vorschrift erwies. „Kosthalter und Kostgänger waren von der Getränkesteuer auf Wein und Bier befreit. Den Wein bezogen die Akademiker aus Franken, das Bier aus den beiden universitätseigenen Brauhäusern in Schamhaupten. Handel, Verkauf und Ausschank an Nicht-Immatrikulierte waren verboten“.(9)

Die Gründung von Kollegien, die Besoldung von Lehrkräften durch die Universität, die Geldentwertung und die steigenden Lebensmittelpreise, die sporadischen Fluchten der Universitätsangehörigen aus der Stadt bei Pest und herannahender Kriegsgefahr führten schon früh im 16. Jahrhundert zum Tod des Bursenwesens und nach 1560 zum Wegfall des Bursenzwanges. Die Mehrzahl der Studenten – so sie es sich denn leisten konnte – zog die „sturmfreie Bude“ in der Stadt vor. Nicht betroffene vom Niedergang der Bursenidee waren finanziell gut fundierte und abgesicherte größere Kollegien, mit speziellen Ausrichtungen für eine unterstützungswürdige, von ihr geförderte, aber auch von ihr abhängige Klientel.


Vom Zwecke landesherrlicher Universitäten

Bei seinem neuen Kolleg dachte der Landesherr besonders an unbemittelte Studenten. Das weist auch auf den humanistischen Geist hin, der die Errichtung neuer Universitäten in dieser zweiten Gründungswelle begleitete, die Vorstellung, durch Bildung und Strebsamkeit müsse es auch Jünglingen aus ärmlichen Verhältnissen (zumindest in Einzelfällen) möglich sein, sich Ansehen und Wohlstand zu erringen.
Hinzu kommt ein durchaus „realpolitisches“ Kalkül der Fürsten, denen die Notwendigkeit steter Anpassung und Entwicklung der Politik einsichtig war, denen -im ureigenen Interesse- bewusst war, dass Landesentwicklung in wirtschaftlicher Hinsicht, die Ausbildung neuer Produktionsmethoden, neuer Handwerkszweige, neuen Denkens in Landwirtschaft und Handel nicht nur die fürstlichen Finanzen stärken würden, sondern auch erforderlich waren, um auf Dauer im Wettstreit der großen „Herrschaften“ (die Idee des „Staates“ war erst im Entstehen, entwickelte sich aber aus solchen Denkansätzen) zu bestehen. Die großen Adelsfamilien aber waren bei diesen Bemühungen der Landesherrn zähe Widersacher. Wohl in ihren Privilegien eingerichtet schienen ihnen Reformen, überhaupt Veränderungen von Übel. Von gut geschulten Gelehrten, aus der Bürgerschaft, dem Handwerkerstand, den unterprivilegierten Gruppen der Gesellschaft stammend, hervorgegangen aus den Universitäten, versprachen sich die Fürsten Ideen, Anregungen und Unterstützung bei der Landesentwicklung.
Ganz abgesehen davon sandten die Herrscher ihre eigenen Söhne gern an die Universitäten, wo sie von der intellektuellen Elite des Landes unterrichtet wurden: Bildung war nicht nur Ausweis einer edlen Lebensgestaltung, an den Hohen Schulen vermitteltes Können war nutzvoll, und Wissen war Macht.(10).
In erster Linie schienen den Fürsten dabei die Juristen eine wertvolle Stütze gegen den Hochadel, wohl aber auch die Theologen, Wächter über die Moral und politisches Wohlverhalten.


Das Georgianum ( oder Neue Kollegium)

1494 ließ Herzog Georg erste Verhandlungen für sein geplantes Kolleg führen und Vorstellungen entwickeln, wie man ihm ein sicheres Fundament legen könne. Im April dieses Jahres sandte er Sachverständige nach Ingolstadt, um ein entsprechendes Grundstück zu suchen. Wenig überraschend fand man direkt neben der Hohen Schule ein entsprechendes Gebäude, kauft es und baute es völlig um. Wie das Universitätsgebäude, das ehemalige Pfründnerhaus Ludwigs des Gebarteten (11) – war es nach damaligen Maßstäben ein gewaltiges Bauwerk.

Am 14. Dezember 1494 erhielt die neue Einrichtung den Stifterbrief: Elf Plätze für Studierende wurden geschaffen, für die elf Städte das Präsentationsrecht haben sollten. Den Städten wurde das Recht zugesichert, weitere Plätze zuzustiften. Gegen Bezahlung konnten sich darüber hinaus weitere Studenten einkaufen bzw. Korporationen Plätze erwerben, um sie an Personen ihrer Affinität zu vergeben.(12)

Die Leitung des Hauses sollte ein „Regens“, ein Magister übernehmen, der vom Rat der philosophischen Fakultät bestimmt wurde, um das Georgianum mit dieser Fakultät aufs engste zu verbinden.

Als Besonderheit sollten die Stipendiaten eine gewisse Sangesbegabung mitbringen. Die Stiftungsurkunde schrieb vor, dass „der maister alls regennt und all studenten des dickgedachten unsers collegium all und yglichen freyerabendt ein vesper und ein salve , auch all feyertga ein ambt, darzw ein yeden monnatgs ain vigili und darnach am erichtag ein selambt got dem allmechtigen und seinem himelischen heere zum lob und ere in der capellen des gedachten collegiums andechtigclich singen…“(13). Die Kirchenmusik in Ingolstadt erfuhr durch das Georgianum starken Auftrieb.

Dass das Georgianum „in erster Linie eine Bildungsstätte für angehende Geistliche wurde, geht aus dem Wortlaut der Stiftungsurkunde nicht hervor“ (14), ergab sich aber in der Praxis.
Die Studenten konnten in drei Jahren zu Magistern promovieren und anschließend zwei Jahre Theologie studieren. „Gewissermaßen ist das Georgianum heute nach Rom das älteste Priesterseminar der Welt.“(15)

Am 24. April 1496 wurde der erste Regens, Georg Schwebermair (16), eingesetzt. Die ersten elf Stipendiaten konnten einziehen.


Der Gründungsdirektor

Schwebermair stammt aus Altheim , Gemeinde Essenbach, im Landkreis Landshut. In die Festschrift zum 400. Jubiläum des Georgianums hat sein ferner Nachfolger als Regens Andreas Schmid 1894 Photographien von Schwebermairs Geburtsort aufgenommen (17).

Schwebermair immatrikulierte sich am 4. Mai 1484 an der Hohen Schule in Ingolstadt. (18) Im Dezember 1485 promovierte er zum artistischen Bakkalar, im Januar 1488 zum Magister. Am 1. März 1488 wurde er in das Gremium der Lesenden Magister aufgenommen. (Am 12. März 1492 wurde er Mitglied des artistischen Fakultätskonzils.) Nach der Magisterpromotion nahm er das Studium der Theologie auf. Im September 1493 wurde er zum theologischen Bakkalar und las ab November 1493 den Bibelkurs und ab 1495 die Sentenzen.


Eigene Vorstellungen von einer work-life-balance


Nach den herkömmlichen Karrieremustern – und so hatte es der Landesherr für ihn auch vorgesehen – sollte Schwebermair nun in der theologischen Fakultät promovieren und anschließend dort als Professor glänzen. Die großen Stürme der Zeit, nach Luthers Thesenanschlag zeichneten sich noch nicht ab, und Eck, der zentrale Luthergegner hielt erst am 13. November 1510 seine Ingolstädter Antrittsvorlesung. Schwebermair hätte sich mithin vermutlich in Ruhe und Gelassenheit in der theologischen Fakultät niederlassen können. Er zog einen anderen Lebensstil vor.
Zeit seines akademischen Lebens gehörte er aus Überzeugung der philosophischen Fakultät an.

Es gibt mehrere Persönlichkeiten mit vergleichbarer akademischer Laufbahn, die den Dienst in der Artistenfakultät dem Lehramt in den höheren Fakultäten vorzogen.
Vielleicht weil sie sich der hergebrachten Struktur verpflichtet fühlten und das artistische Grundstudium als die Initiation in das Wissen und als Grundlage und Wesen des Universitären sahen. Schwebermair war ein grundsätzlich konservativer Mensch und vielleicht daher besonders der Idee verbunden , Universität bedeute die Kommunität von Lehrenden und Lernenden und daher sei die Integration der jungen Studenten wichtiger als in den höheren Fakultäten gelehrte Disputationen zu führen.

Vielleicht weil sie sich in der Welt der Studenten, im direkten Umgang mit den Frischlingen wohl fühlten , das Studentenleben und die Freuden des universitären Daseins verlängern wollten : Gaudeamus igitur, noch sind wir Jünglinge.

Vielleicht, weil sie sich in der verschworenen Brüderschaft der lesenden Magister, der Kollegialität der Lehrer, heimisch und wohlig fühlten.

Vielleicht auch weil sie sich der Lehre, aber nicht der Forschung zugeneigt fühlten und die herbe, spröde, streitsüchtige Lebenswelt der Professoren für sich ablehnten Insoweit ist es bezeichnend, dass nach einem Jahrzehnte dauernden Lebens an einer der führenden Universitäten des damaligen Europas , aus der zu seiner Zeit eine nachgerade feuerwerksartige Streitschriftenproduktion abgefeuert wurde , nicht eine einzige Schrift aus Schwebermairs Feder gedruckt wurde. Obgleich er vermutlich sehr wohl das geistige Rüstzeug gehabt hätte, sich in den andrängenden Frage der Katholizität in Zeiten der Reformation zu äußern, zog er es vor, statt sich mit theologischen Top-Tages-Themen zu befassen, das Grundwissen mit den Studienanfängern durchzukauen
Schließlich konnte man sich als Lesender Magister mitsamt den sich daraus ergebenden und einem zufallenden Ämtern, die man aus der zweiten Reihe heraus erwarten konnte, gut leben und relativ stressfrei in die Grundvorlesungen gehen.

Vielleicht – und nicht zumindest – konnte man ,wie Schwebermair, als eine „zentrale Person des akademischen Unterbaus“ auch einen bestimmenden Einfluss auf die Universitätspolitik ausüben .
Nicht jeder will ein Stern am Himmel des noblen und preisverdächtigen Universitätslebens sein, wenn er doch, ein Glas des exzellenten Ingolstädter Biers ( um das sich selbst Leute wie der große Eck sorgten) in der Hand sich in einer der Studentenkneipen zurücklehnen und dem edlen Wettstreit der ehrgeizigen Geistesgrößen zuschauen und sich dennoch bewusst sein konnte, dass man in den Gremien Macht und Einfluß hat.

So las Schwebermair denn bei den Artisten, etwa
die „Parva logicalia“ (im Wintersemester 1492/1493),
die Metaphysik (im Sommersemester 1494),
das „Exercitium priorum (im Wintersemester 1514(1515). Diese Themen sind ( nur) die urkundlich verbürgten. Andere Veranstaltungen hat es mit Sicherheit gegeben – sie sind aber ( so Schöner) auf Grund der lückenhaften Überlieferung nicht mehr festzustellen. Klar ist, Schwebermair hat „ über die zahlreichen Ämter, die er bekleidete, die Entwicklung der Universität während der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt“. (19)
Er war sieben Semester über Dekan der Philosophischen Universität und acht Mal Rektor der Universität (20)

WiSe 1496/1497 Dekan
SoSe 1498 Rektor
WiSe 1502/1503 Dekan
SoSe 1505 Rektor
SoSe 1506 Dekan
SoSe 1509 Dekan
WiSe 1509/1510 Dekan
WiSe 1513/1514 Dekan
SoSe 1518 Rektor
1515 bis 1518 Universitätskämmerer
SoSe 1518 Rektor
WiSe 1518/1519 Rektor
WiSe 1519/1520 Dekan
SoSe 1521 Rektor
WiSe 1521/1522 Rektor
WiSe 1525/1526 Rektor
SoSe 1527 Rektor
Seine Kollegiatur behielt er (aber) bis an sein Lebensende.

Das Amt des Regens am Georgianum hatte er 1506 aufgeben müssen, da er 1506 eine Kollegiatur am Collegium vetus erhalten hatte.

Nach Schöner war Schwebermair konservativ geprägt, was sich aus seinen „dienstlichen Äußerungen“ ablesen lässt. 1497 etwa, als herzogliche Räte etliche Mitglieder der Universität über deren Zustand befragten, äußerte er sich kritisch über die Disziplinlosigkeit und den Mangel an Bildung der Jura-Studenten , fand aber an der Artistenfakultät nichts Kritikwürdiges. Bei dem Konflikt zwischen Jakob Locher und dem „scholastischen Theologen“ Georg Zingel stellte sich Schwebermair auf Zingels Seite. Die durch „persönliche Beschimpfungen und üble Nachrede angeheizte Kontroverse, schreibt Jan Dirk Müller im Biographischen Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität ging um den Status der Poetik und ihres Vertreters im universitären Curriculum und weitete sich zu einer Auseinandersetzung über das Verhältnis von Poesie und heidnischen Poeten zur universitären Leitwissenschaft Theologie aus. Sie wurde großenteils in gedruckten Schriften öffentlich geführt und zog weite Kreise auch außerhalb der Universität …“ Die Rede ist von Ausfällen Lochers gegen die scholastische Thoelogie , die verschärft wurden durch sein anmaßendes Auftreten , wobei es gar zu Handgreiflichkeiten kam.

Auch beim Versuch Leonhard von Ecks 1518, das alte Collegium umzuformen und die Lehraufträge vorwiegend in Lekturen für die höheren Fakultäten umzuwandeln, ist Schwebemairs Position klar. Er selbst als theologischer Baccalaureus formatus hätte in der theologischen Fakultät lesen können, sträubte sich aber erfolgreich gegen Verluste bei den Philosophen. In der Artistenfakultät, der er dann schon dreißig Jahre angehörte, „hatte er eine fast schon beherrschende Stellung an der Spitze der oligarchischen Regierung errungen“ ( C Schöner), die er offenbar genoss und nicht aufgeben wollte. „Respektvoll wurde er als Senior der Fakultät bezeichnet.“
Erst als 1526 die Verfassung der Fakultät generell neu gestaltet wurde, scheint sich der alternde Schwebermair aus dem Lehrbetrieb zurückgezogen zu haben – seine Kollegiatur aber behielt er bei.

Er starb zwischen Juni und Mitte August 1530 und wurde im Münster bestattet, wo seiner durch ein Epitaph gedacht wurde. Es befand sich nach den Angaben des Universitätshistorikers Johannes Nepomuk Mederer in der nordnordöstlichen Chorkapelle – der Johanneskapelle -, befand sich dann im Besitz eines Bauern aus der Nähe von Ingolstadt, von dem es Andreas Schmid ( Universitätsprofessor, Bischöflich Geistlicher Rat, Direktor des Georgianums und Verfasser der erwähnten Festschrift zum 400jährigen Bestehen der Georgianums-Stiftung) erworben und der Kunstsammlung des Georgianums einverleibt hat. Seit dem zweiten Weltkrieg ist die Stifterinschrift verschollen. Sie wurde vermutlich bei der Bombardierung Münchens mit dem Gebäude des dorthin verzogenen Georgianums zerstört.
Erhalten haben sich wenigstens photographische Abbildungen. In einem hochrechteckigen Relief ist der Verstorbene im Gelehrtentalar und mit Birett vor einem Schmerzensmann im Wolkenkranz kniend abgebildet; der leidende Christus mit Dornenkrone hat die Arme vor dem Körper gekreuzt; er hält in der Rechten ein Rutenbündel, in der Linken eine Geisel. Rechts, zu Füßen des Verstorbenen ist ein Vollwappen (ein wachsender Hirsch nach links) dargestellt. Darunter befindet sich die lateinische Inschrift: „Gott dem Allmächtigen und Allgütigen. Herrn Georg Schwebermair aus Altheim, dem ersten Regens des neuen Kollegs, der sieben (sic) Mal Rektor war, dem Stifter dreier Stipendien, ist ( dieses Denkmal ) glücklich gesetzt worden im Jahre des Herrn 15.. am 20 Juni“. ( Er stiftete in der Tat für das Georgianum zwei Freiplätze und eine Benfiziatenstelle.)
In der Grabinschrift, die vermutlich zu Lebzeiten Schwebmairs angefertigt wurde, ist nur der (für die Kommemoration wichtige) Todestag, nicht aber das Todesjahr nachgetragen worden. Mederer schreibt, dass das Epitaph an der Wand angebracht war und erwähnt eine weitere Platte für den Verstorbenen im Boden, überliefert dazu aber keine Inschrift. Die Gestaltung des eigentlichen Epitaphs, einer Kalksteinplatte von 55 mal 47 Centimetern, wird Loy Herings zugeschrieben.

Literatur:

zu Georg Schwebermair:
Christoph Schöner; Schwebermair Georg…; in: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München; Berlin, 1998

zum Georgianum:
Georg Schwaiger; Das herzogliche Georgianum in Ingolstadt, Landshut München 1494-1994. Regensburg, 1994
Andreas Schmid Geschichte des Georgianums in München. Festschrift zum 400jährigen Jubiläum; Regensburg, 1894
Siegfried Hofmann; Geschichte der Stadt Ingolstadt, Bd. 1, von den Anfängen bis 1505; Ingolstadt, 2000;insbes:: Das Georgianum, S. 777ff.
Stadtmuseum Ingolstadt (Hrsgb.); Georgianum. Ein Ingolstädter Baudokument im Strom der Zeit. Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt, 25. November 2018 bis 10.März 2019; Ingolstadt, 2018

zur Universitätsgeschichte:
Winfried Müller; Die Universität in der Ingolstädter Epoche 1472 bis 18oo; in: Ludwig-Maximilians-Universität München (Hrsgb., Redaktion: Universitätsarchiv München); Neukeferloh/München, 1995
Kay Reinhardt; Die Universität Ingolstadt; in: Stadt Ingolstadt (Hrsgb.); Geschichten und Gesichter . Bildband zur Ausstellung „Ingolstadt. Vom Werden einer Stadt“, vom 5. Mai bis 3. September 2000; Ingolstadt, 2000
Siegfried Hofmann; Geschichte der Stadt Ingolstadt, Bd. 2, 1506 – 1600; Ingolstadt, 2006; hier: „Die Universität“, S 557 ff
ders.; Geschichte der Stadt Ingolstadt, Bd. 1, Von den Anfängen bis 1505; hier: „Die Landesuniversität“, S. 738 ff

Anmerkungen:
(1) zu den Landshuter Herzögen siehe Gerald Huber; Die Reichen Herzöge von Bayern-Landshut; Regensburg, 2017
(2) Siegfried Hofmann; Der Landkreis Ingolstadt. Ein Heimatbuch; Abt.: Die Stadt Ingolstadt; München, 1963; S.46
(3) Vgl. Christoph Schöner; Die „magistri regentes“ der Artistenfakultät 1472-1526; in: Laetitia Boehm, Winfried Müller, Wolfgang J. Smolka, Helmut Zedelmaier (Hrsgb.); Biographischen Lexikon der Ludwig-Maximilians- Universität München (= Münchner Universitätsschriften. Ludovico Maximilianea. Universität Ingolstadt-Landshut-München. Forschungen und Quellen.Bd. 18); Berlin, 1998, S. 507 f.
(4) R.C. Schwinges; Sozialgeschichtliche Aspekte spätmittelalterlicher Studentenbursen in Deutschland; in: J. Fried (Hrsgb.); Schulen und Studium im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters; Sigmaringen, 1986; S.527 ff., hier: S. 537
(5) A Seifert; Das Ingolstädter Collegium vetus; in: Historisches Jahrbuch 89 (1969); S.33 ff.
(6) Siehe Christoph Schöner ; Die „magistri regentes“…; a.a.O. , S. 509, Anm. 12
(7) Kay Reinhardt; Die Universität Ingolstadt; in: Stadt Ingolstadt( Hrsgb.) ; Geschichten und Gesichter. Ingolstadt - Vom Werden einer Stadt; Ingolstadt, 2000; S. 78
(8) ebenda
(9) ebenda
(10) zu den in Ingolstadt erzogenen Fürsten ( voran Kurfürst Maximilian und Kaiser Ferdinand ) siehe Gerd Treffer; Kleine Ingolstädter Stadtgeschichte; Regensburg, 2.Aufl. 2012; S. 985 f.
(11) mit seinem am französischen Königshof erworbenen Vermögen hatte Herzog Ludwig der Gebartete von Bayern-Ingolstadt nicht nur das Neue Schloss von Ingolstadt und die neue Kirche Zur Schönen Unserer Lieben Frau erbauen lassen, in der er dereinst selbst bestattet werden wollte, , sondern auch – im Schlagschatten dieser mächtigen Kathedrale- das „Pfründnerhaus“ .Dort sollten Männer wohnen, die unablässig bei Tag und bei Nacht am Grab des Herzogs für sein Selenheil beten sollten. Das ungemein stattliche, hochgiebelige Haus wurde jedoch, da Herzog Ludwig in Burghausen in Gefangenschaft seiner bayern-landshuter Cousins verstarb und in Raitenhaslach bestattet wurde , sozusagen seiner ursprünglich vorgesehenen Funktion beraubt und von den Landshuter Herzögen für die Landesuniversität genutzt
(12) das entsprach einer in damaliger Zeit nicht unüblichen Denkensart und sozialer Vorsorge. So konnten sich z.B. Zünfte im Heilig-Geist-Spital Ingolstadt Belegungsrechte für alte oder invalide Zunftmitglieder sichern, wovon insbesondere die Bäckerzunft Gebrauch machte, oder es konnten sich wohlhabende Bürgerinnen oder Bürger einen Austragsplatz in Wohlstand und mit Pflege im Spital erwerben – siehe Gerd Treffer; Das Heilig-Geist-Spital zu Ingolstadt; Ingolstadt, 2019; - hier inbes. S. 51 ff
(13) zitiert nach Siegfried Hofmann; Der Landkreis…; a.a.O ; S. 46
(14) ebenda
(15) Gerd Treffer; Kleine Ingolstädter Stadtgeschichte; a.a.O.; S. 71
(16) Georg Schwebermair: so im Biographischen Lexikon der Ludwig-Maximílians-Universität…; a.a.O.; S. 391 f. – dort auch die Schreibweisen: Schwabelmair, Schwäbermeier;- siehe dort auch ( S. 510) die Schreibweise Schwebermair in der Liste der Magister von 1526 , die in der Artistenfakultät nachweislich zehn oder mehr Jahre als Magister lehrten
(17) Andreas Schmid; Geschichte des Georgianums; Regensburg, 1894
(18) siehe Christoph Schöner, Biographisches Lexikon…; a.a.O., S 391
(19) ebenda
(20) ebenda