Seiteninhalt
01.08.2023

Große Angst vor Zwangsverheiratung in den Ferien

Hinsehen, Ansprechen und Unterstützungsangebote können Mädchen helfen

Nicht alle Mädchen können sich uneingeschränkt auf die Sommerferien freuen. In manchen migrantischen Familien laufen die Mädchen Gefahr während der Ferien zwangsverheiratet zu werden.
Dabei gilt, dass jede Frau, jedes Mädchen ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben hat. Doch in manchen Familien ist die Verteilung von Macht und Kontrolle sehr ungleich. Dazu kommt sozialisierter Druck, so dass die Eltern einfach über das Leben der betroffenen Mädchen und Frauen bestimmen.

Damit nicht der Vater, der Bruder oder die Mutter entscheiden, wen das Mädchen bzw. die Frau zu heiraten hat, gibt es viele Beratungsangebote, Unterstützung und Anlaufstellen. Doch das Wichtigste ist zunächst hinzusehen und Hilfe zu suchen. Wenn Mädchen und junge Frauen verschleppt werden, werden sie oft ohne Pässe im Ausland zurückgelassen. Häufig sind sie abgeschnitten davon, sich Hilfe zu holen, da sie auch isoliert und kontrolliert werden.

Barbara Deimel von der städtischen Gleichstellungsstelle und Ingrid Gumplinger, Integrationsbeauftragte, finden: „Das Fehlen von Mädchen in der Schule oder von Frauen in der Nachbarschaft sollte uns auffallen. Das schlimmste ist, wenn niemand merkt, dass sie weg sind und sich niemand einschaltet. Das muss und darf nicht sein. Unterstützungsstellen stehen hier allen, den betroffenen Mädchen wie auch ihrem Umfeld zur Verfügung.“

Unterstützung, Beratung und Hilfe bei (drohender) Zwangsverheiratung

  • Terre des femmes hat eine Elternbroschüre in acht Sprachen herausgebracht und ermutigt Eltern vor allem das Wohl und das Glück der Kinder im Auge zu behalten. Die Broschüre erklärt Rechte und Begrifflichkeiten, räumt mit religiösen Vorurteilen auf und weist vor allem auf die Gefahr der Gewalt in der Ehe hin. Die Broschüre gibt es in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch, Kurdisch, Arabisch, Romanes und Farsi: TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V.: Elternbroschüre »Starke Familien haben starke Töchter« in acht Sprachen (frauenrechte.de)
  • Bundesweite Hilfestellung bietet Papatya – Koordinierungsstelle gegen Verschleppung. Sie richtet sich direkt an betroffene Mädchen und das Umfeld, wie zum Beispiel Freundinnen.
  • Das bundesweites Hilfetelefon für Frauen 116 016 (täglich 24 Stunden in 17 Sprachen kostenfrei erreichbar und auf Wunsch anonym) nimmt jederzeit Fragen entgegen und gibt konkrete Hilfestellung. Am Telefon, im Internet und im Chat: www.hilfetelefon.de
  • Ebenso das bundesweites Hilfetelefon Männer 0800 123 99 00 (Mo-Fr – kostenfrei und auf Wunsch auch anonym), da auch Männer von Zwangsheirat betroffen sein können: www.maennerhilfetelefon.de