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04.12.2023

„Ingolstadt im Nationalsozialismus“

Neuer Band der Ingolstädter Stadtgeschichte

Ein Etappensieg bei dem großangelegten Vorhaben, das Wissen um die Geschichte der Stadt Ingolstadt, von der vorgeschichtlichen Zeit bis heute, auf den neuesten Stand der historischen Forschung zu bringen, ist mit dem Erscheinen eines weiteren Teilbandes über die Zeit des Nationalsozialismus erreicht worden. Der Ingolstädter Historiker Gerd Treffer und das Zentrum Stadtgeschichte mit dem Stadtarchiv Ingolstadt legten nun den Band für die Jahre 1933 bis 1945 vor.

„Was Sie hier leisten, ist extremst verdienstvoll“, würdigte Oberbürgermeister Christian Scharpf die akribische Arbeit. Für eine Stadt sei ein Rückblick auf die eigene Geschichte überaus wichtig, denn „nur wenn man weiß, wo man herkommt, kann man sich vorstellen, wo die Zukunft hinführt.“ Scharpf versprach auch, dieses Projekt weiter zu unterstützen.

Das große historische Projekt einer mehrbändigen „Geschichte der Stadt Ingolstadt“ wurde von Siegfried Hofmann, dem Nestor der Ingolstädter Historiker, dem langjährigen Direktor von Stadtmuseum und Stadtarchiv und berufsmäßigen Stadtrat und Kulturreferent der Stadt Ingolstadt, einem weit über die Stadtgrenzen und in wissenschaftlichen Kreisen bundesweit bekannten Historiker begründet. Er hat mit seinen Bänden, Band 1: „Geschichte der Stadt Ingolstadt von den Anfängen bis 1505 (IN, 2000) und Band 2: „Geschichte der Stadt Ingolstadt: 1506 – 1600“ (IN 2006) dafür den Grund gelegt.
An der Fortführung „Ingolstadt von 1600 bis 1806“, also der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und des Kurfürstentums Bayern (Band 3) arbeitet Hofmanns Nachfolgerin, die Leiterin des Zentrum Stadtgeschichte Dr. Beatrix Schönewald. An der Epoche 1806 bis 1918 schreibt Edmund Hausfelder, nunmehr im Ruhestand, früher Leiter des Stadtarchivs. Dem folgt als abschließender Band 5 die Geschichte der Stadt Ingolstadt 1918 bis 1972.

Fertiggestellt ist davon bereits der Teilband „Ingolstadt in der Weimarer Zeit“ (2228 Seiten; Gerd Treffer; IN 2021), an den nun nahtlos der vorliegende Teilband „Ingolstadt im Nationalsozialismus“ anschließt.
Diesem soll 2024 ein Sonderband folgen, der sozusagen im Nachgang zum Nationalsozialismus, die „Entnazifizierung“ in Form einer Darstellung der Spruchkammer – Akten aus den Jahren 1946 ff. bearbeitet und editiert. Dem soll die Darstellung des „Wiederaufbaus Ingolstadt“ nach 1945 folgen.

1888 Seiten und 206 Kapitel braucht Treffer, um die bewegte Geschichte der Stadt in den zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft darzustellen, von der mit Fackelzügen und Heil-Rufen zelebrierten „Machtübernahme der Nazis“ und den „goldenen Zeiten“ nach Ende der Arbeitslosigkeit mit Lagerfeuern der Hitlerjugend, den von Leni Riefenstahl filmisch dokumentierten Reichsparteitagsinszenierungen, den olympischen Spielen 1936 bis zu den Bombenteppichen und dem Zusammenbruch des 1000-jährigen Reichs in Ingolstadt.

„Hier ist ein Panorama ausgebreitet über eine Zeit, über die wir uns heute noch schämen sollten“, lobte Dr. Beatrix Schönewald, Leiterin des Stadtmuseums, das umfangreiche Werk. Autor Gerd Treffer betonte, es sei ihm darum gegangen, „einen anschaulichen Bilderbogen aus vielen Farbpunkten zu schaffen, zu zeigen, was die Stadt bewegte, begeisterte oder betrübte.“ Er wollte zeigen, wie die große Politik vor Ort in Ingolstadt aufgenommen wurde – aber auch, wie es sich in Ingolstadt leben ließ. „Schule, Freizeit, Theater, Sport, Landwirtschaft, Wirtschaft in den zwei, drei größten Unternehmen, Parteiaufmärsche, parteiinterne Intrigen, die großen Baumaßnahmen, die Stadtplanung, das kirchliche, das soziale Leben … Kurz: ein pointillistisch gehaltenes Gesamtbild der schrecklichen Aspekte – der Judenhetze, der Euthanasie, des Reichspogromtages – sowie der heiteren Seiten, des spezifischen Ingolstädter Faschings, der Volksfeste und herausragender „Charakterköpfe“ Ingolstädter Persönlichkeiten.“

Geschichte der Stadt Ingolstadt. Bd. 5 1918 – 1972
Teilband 2: „Ingolstadt im Nationalsozialismus. 1933 – 1945“
herausgegeben von der Stadt Ingolstadt, Stadtarchiv; Ingolstadt 2023 1888 Seiten (vier Bücher mit ausführlichem Registerband)
ISBN: 978 – 3 – 910437 – 00 – 5
99 Euro im Buchhandel und erhältlich an der Kasse des Stadtmuseums Ingolstadt, Auf der Schanz 45.