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03.11.2022

„Schatten und Licht“

Ausstellung im Theater zum Schicksal jüdischer Schauspieler

Die Ausstellung „Schatten und Licht“ im Stadttheater beschäftigt sich mit dem Schicksal jüdischer Schauspielerinnen und Schauspieler. Das Stadttheater Ingolstadt präsentiert diese Ausstellung in Kooperation mit dem Stadtarchiv noch bis zum 3. Februar 2023 im Oberen Foyer während der regulären Öffnungszeiten des Theaters. Der Eintritt ist frei. Das Projektteam „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ bietet dazu kostenlose Führungen an, die nächste am Sonntag, 13. November, um 14 Uhr.

Im Oktober fand die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks „Requiem“ unter der Regie von Intendant Knut Weber am Ingolstädter Stadttheater statt. „Requiem“ stammt vom israelischen Autor Hanoch Levin (1943 – 1999), ein gefeierter, aber auch unbequemer und streitbarer Autor. Sein schöpfungsreiches Gesamtwerk machte ihn zum intellektuellen Staatsfeind. Heute gehören seine Stücke zum Kanon in Israel. Er selbst nannte „Requiem“ ein Todesmärchen; es ist ein zeitloses, beeindruckendes Drama, das Motive dreier Kurzgeschichten von Anton Tschechow variiert. „Es ist traumverlorenes Stück über den verzweifelten Versuch der Menschen, in Würde zu leben, angesichts des unaufhaltsamen Scheiterns“, erklärt Knut Weber.

Die Beschäftigung mit dem Autor Hanoch Levin führte zu der Frage nach dem Schicksal von Ensemble-Mitgliedern des Theaters in Ingolstadt von den 1920er Jahren bis 1945. In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ von Janina Rummel und Lutz Tietmann des Stadtarchivs wurden die Schicksale von elf Ensemblemitgliedern und Schauspieler/innen mit jüdischen Wurzeln recherchiert. Die Leidenswege sind bedrückend und mahnen uns heute, dass sich diese Zeit niemals wiederholen darf – angesichts beunruhigender politischer Tendenzen eine Mahnung von erschreckender Aktualität. Entstanden ist daraus eine Ausstellung zum Schicksal dieser jüdischen Schauspielerinnen und Schauspieler, die noch bis 3. Februar 2023 zu sehen ist.

Neben den Biografien ist auch die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus durch den Intendanten des Stadttheaters Ernst Seiltgen (von 1973 bis 1994 Intendant in Ingolstadt) und seinem Mitstreiter und Chefdramaturgen Wolfgang Krebs Teil der Ausstellung. Deren Spielpläne waren mutig und legten den Finger in die Wunden, die der Nationalsozialismus auch in Ingolstadt gerissen hatte. Die Aufarbeitung erfolgte durch die Dramaturgin, damalige Mitstreiterin und Kulturjournalistin Isabella Kreim. So geht das Augenmerk auf das Licht der Aufklärung dieser dunklen Schattenseiten Deutschlands und Ingolstadts über. Die Ausstellung ist im Oberen Foyer des Stadttheaters während der regulären Öffnungszeiten des Theaters bis zum jeweiligen Vorstellungsende zu besichtigen. Zudem werden kostenlose Führungen durch das Projektteam „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ an folgenden Terminen angeboten: An den Sonntagen am 13. November, 11. Dezember und 22. Januar, jeweils um 14 Uhr. Aktuelle Termine und Ankündigungen sind den Webseiten des Zentrums Stadtgeschichte oder des Stadttheaters zu entnehmen.