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12.04.2023

Auftakt der 30. Ingolstädter Literaturtage

Ines Geipel gestaltet wieder einen Teil des Festivals

Die 30. Ingolstädter Literaturtage starten am Freitag, 14. April, und enden am Sonntag, 30. April. Der Auftakt steht unter dem Motto „Literaturtage meets YOC“, Beginn 20 Uhr, Neue Welt. Zu Anfang liest Florian Weber aus seinem Roman „Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken“ – ein sagenhafter Roadtrip und zugleich ein Roman voller origineller Ideen und einer so rührenden wie unterhaltsamen Familiengeschichte. Im Anschluss an die Lesung gibt es den gewohnten YOC-Talk. Danach legen Flo Weber und Chris Neuburger (Slut) bis Ende des Abends persönliche Lieblingslieder für die Gäste auf. Der Abend wird moderiert von Verena Brunner. Der Eintritt ist frei.

Der Abschluss des Abends kommt Flo Weber mehr als entgegen, denn neben seiner Leidenschaft fürs Schreiben pflegt er auch eine große Affinität zur Musik. So spielte er bei Bands wie Sportfreunde Stiller, MS Flinte, Taskete! und Bolzplatz Heroes.

Die offizielle Eröffnung der diesjährigen Literaturtage erfolgt am Samstag, 15. April, um 20 Uhr im Museum für Konkrete Kunst. Nach der Begrüßung durch Kulturreferent Gabriel Engert beleuchtet Reinhard Kleist in seinem Werk „Starman David Bowies Ziggy Stardust Years“ die Genese der schrillen Kunstfigur Ziggy Stardust, dessen provokantes Spiel mit sexueller Identität und Geschlechterrollen den Grundstein für David Bowies Aufstieg zum „einflussreichsten Popmusiker aller Zeiten“ (NME) legte. Im Anschluss an die Lesung wird der Autor zeichnen, Angela Aux begleitet das Live-Drawing musikalisch, die Moderation übernimmt Matthias Wieland.

Bereits zum dritten Mal wird ein Teil der Ingolstädter Literaturtage von dem/der jeweils aktuellen Marieluise-Fleißer-Preisträger/-in – diesmal von Ines Geipel gestaltet. An vier Abenden (Beginn jeweils 20 Uhr, Lechner Museum, Moderation Ines Geipel) widmet sie sich der ostdeutschen Textlandschaft als ein literarisches Generationengespräch. Einzigartige Stimmen, starke Texte, klare Positionen zum Osten.

Den Anfang macht am Dienstag, 18. April, der Dichter und Büchner-Preisträger Durs Grünbein mit seinem neuesten Gedichtband „Äquidistanz“. Durch Geschichte und Gegenwart verfolgt er seinen Kurs des poetisch-historischen Gedichts. Immer, hier wie dort, kreuzt Vergangenheit den Weg des Wanderers. Durch Mörderreviere führen seine Verse ebenso wie über Lichtungen, zu Tauchgängen im Mittelmeer, zwischen Kiesgruben und Flakbunkern, entlang der Ost-West-Achse des unruhigen, wieder mit Kriegen konfrontierten Kontinents. Dass bei solchen Eindrücken der europäische Gedanke ins Spiel kommt – als Realität und Utopie – wird niemanden wundern, der Grünbein auf seinen Wegen gefolgt ist.

Weiter geht es am Mittwoch, 19. April, mit der Bachmann-Preisträgerin Helga Schubert. Auch sie hat ihr neuestes Buch im Gepäck mit dem Titel „Der heutige Tag“. Darin beschreibt die Autorin das Leben eines Ehepaares, die über fünfzig Jahre lang ihr Leben teilen. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon wird er palliativ umsorgt; und so wird der Radius des Paares immer eingeschränkter, der Besuch seltener, die Abhängigkeit voneinander größer. Kraftvoll und poetisch erzählt Helga Schubert davon, wie man in solchen Umständen selbst den Verstand und der andere die Würde behält. Es ist Helga Schuberts rührende Liebeserklärung an all die Dinge, die das Leben inmitten der Widrigkeiten des Alters lebenswert machen.

Am Donnerstag, 20. April, stellt dann Ines Geipel selbst das Projekt der verfemten Literatur des Ostens vor. Literatur in der Diktatur wird durchweg extrem behandelt, so auch in Ostdeutschland zwischen 1945 und 1989. Zahlreiche Autoren/-innen wurden bespitzelt, verhaftet, mundtot gemacht. Stoffe und Themen unterlagen bis zum Ende der DDR der Zensur. Ines Geipel hat zusammen mit Joachim Walther das „Archiv der unterdrückten Literatur“ gegründet und damit ein beschwiegenes literarisches Land offengelegt. Das stellt sie an diesem Abend vor, mit verbotenen Texten und den Schicksalen der Verfemten.

Last but not least präsentiert der Autor und Rapper Hendrik Bolz am Freitag, 21. April, seinen sehr erfolgreichen Debütroman „Nullerjahre“. Er erzählt eindringlich von einem Jahrzehnt im Osten Deutschlands, das uns ein Stück bundesrepublikanische Gegenwart erklären kann. Während in den Plattenbauten von Knieper West immer mehr Erwachsene die Suche nach einem Platz im neuen System aufgeben, nehmen Hendrik und seine Freunde die Herausforderung an: Sie finden Auswege aus der Langeweile und Fluchtwege, um keine Prügel zu kassieren. Langsam zerfallen die Frontlinien der Baseballschlägerjahre, an die Stelle der Springerstiefel treten Turnschuhe, die Optionen bleiben die gleichen: fressen oder gefressen werden.

Tickets gibt es in der Tourist Information am Rathausplatz (Moritzstraße 19), im Westpark Ingolstadt, im Achtzig20 GmbH c/o. Schanzer Ludwig Store (Theresienstraße 13) sowie über Ticket Regional (www.ticket-regional.de).
Weitere Informationen unter: www.kulturamt-ingolstadt.de