Seiteninhalt
15.11.2023

Die Zukunft im Blick

Starke Allianz gegen Fachkräftemangel

„Bei uns fehlen Arbeitskräfte in allen Bereichen“ – kurz und knapp benennt Oberbürgermeister Christian Scharpf eines der derzeit drängendsten Probleme: „Ausreichend Arbeits- und Fachkräfte sind die Zukunftsfrage für Ingolstadt und die gesamte Region.“ Eine gemeinsame Kooperation sei unbedingt notwendig, um alle Initiativen zu bündeln und den Herausforderungen des Arbeits- und Fachkräftemangels zu begegnen. Er rief mit weiteren neun Partnern jetzt die Fachkräfteallianz Ingolstadt ins Leben, deren Ziel es ist, unter anderem die Ausbildung, Gewinnung und Sicherung von Fach- und Arbeitskräften in Ingolstadt und der Region zu unterstützen. Gemeinsam sollen Anstrengungen gebündelt und intensiviert, bestehende Aktivitäten verstetigt und ausgebaut sowie neue Maßnahmen initiiert werden. Dabei finden auch flankierende Rahmenbedingungen wie die Digitalisierung, Klimaschutz oder die Energiewende Berücksichtigung.

Beteiligt sind die Stadt Ingolstadt, die IFG Ingolstadt, die Agentur für Arbeit Ingolstadt, die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern, die Handwerkskammer für München und Oberbayern, die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., der Bundesverband mittelständische Wirtschaft Ingolstadt und Region 10, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die IG Metall sowie die Technische Hochschule Ingolstadt und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Untermauert wird die Notwendigkeit dieser Initiative durch die aktuellen Arbeitsmarktzahlen des Monats Oktober der Agentur für Arbeit und die Wirtschaftsstrukturanalyse der Region 10 aus dem Jahr 2021. 716 Betriebe hatten angegeben, in naher Zukunft 4000 neue Stellen besetzen zu wollen. 50 Prozent der befragten Betriebe gaben konkrete Probleme bei der Stellenbesetzung an, darunter die fachliche Qualifikation der Kandidaten, die persönliche Eignung, aber auch die Attraktivität des Berufsbilds oder die Kosten für nötigen Wohnraum. 44 Prozent der Betriebe wünschten sich weitere Maßnahmen der Wirtschaftsförderungen der Region zur Fach- und Arbeitskräftegewinnung.

Auf der Gründungsveranstaltung, am 14. November im Historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses, stellte Oberbürgermeister Dr. Scharpf die Ziele der Fachkräfteallianz Ingolstadt vor. Daneben führten auch Vertreterinnen und Vertreter der Allianzpartner ihre Motivation und ihre Sicht auf die gemeinsamen Ziele und Handlungsfelder aus: Für die Agentur für Arbeit Ingolstadt Astrid Kutz (Geschäftsführerin Operativ), für die Industrie- und Handelskammer Catherine Schrenk (Leitung der Geschäftsstelle), als Vertreter der Kreishandwerkerschaft Ingolstadt Harald Meier (Obermeister der Friseurinnung), für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. Marc Hilgenfeld (Geschäftsführer der vbw Bezirksgruppe München-Oberbayern), für die Gewerkschaften Carlos Gill (Erster Bevollmächtigter IG Metall), für die Technische Hochschule Ingolstadt Prof. Dr. Hans-Joachim Hof (Vizepräsident für Digitalisierung und Chief Information Officer) und für die Katholische Universität Prof. Dr. Jens Hogreve (Vizepräsident).

Als Handlungsfelder wurden definiert:
1. Stärkung der beruflichen Ausbildung
2. Qualifizierung und Weiterbildung vorhandener Fach- und Arbeitskräfte
3. Aktivierung von Potenzialgruppen
4. Vergrößerung des Fach- und Arbeitskräfteangebots durch nationalen und internationalen Zuzug
5. Beschleunigte Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte in den hiesigen Arbeitsmarkt
6. Schaffung einer Willkommensstruktur und -kultur
7. Ausbau und Erweiterung optimaler Standortfaktoren
8. Erhöhung der Standortattraktivität durch ganzheitlich ausgerichtete Marketingmaßnahmen („Standortmarketing“)
9. Ausweitung der Ingolstädter Fachkräfteallianz auf die Region 10 und Vernetzung wesentlicher Akteure
10. Regelmäßige Evaluation bestehender Serviceangebote für die regionale Wirtschaft

„Ausreichend und gut qualifizierte Fachkräfte sind die Voraussetzung für eine gute Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes“, so der Oberbürgermeister. „Bisher haben viele Akteure für sich alleine gekämpft – jetzt bündeln wir die Kräfte. Ich freue mich sehr, dass wir eine breite Allianz schmieden konnten, die sich des Themas nun gemeinsam und verstärkt annimmt. Dabei ist allen Beteiligten klar: Es wird kein Sprint, sondern ein Marathon werden, der Einsatz und Geduld erfordert.“

Alle Redner waren sich darin einig, dass nicht nur Fachkräfte, sondern generell Arbeitskräfte in allen Branchen fehlen. Von 5000 offenen Stellen berichtete Astrid Kutz von der Agentur für Arbeit und auf 3,5 offene Ausbildungsstellen käme nur ein Bewerber, erklärte Catherine Schrenk, IHK. Die Vertreter der beiden Hochschulen appellierten an die neuen Partner, auch die „weichen Faktoren“ im Blick zu haben und nannten studentisches bezahlbares Wohnen als eines der größten Probleme.