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29.10.2021

Ingolstadt in der Weimarer Zeit

Gerd Treffer setzt „Geschichte der Stadt Ingolstadt“ fort

Die von Siegfried Hofmann begonnene große „Geschichte der Stadt Ingolstadt“ ist um einen Zeitabschnitt erweitert. Der frühere langjährige Pressesprecher und Historiker Gerd Treffer fügt ihr die Epoche der Weimarer Republik – Ingolstadt vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten an, die Jahre 1919 bis 1933.

Die Bände des früheren Kulturreferenten Siegfried Hofmann reichen (Band 1:) Von den Anfängen der Stadtgeschichte bis zur Neuzeit, und (Band 2:) Von 1506 bis 1600. Im Rahmen dieses großen wissenschaftlichen Projekts einer Zusammenfassung der Stadtgeschichte nach dem aktuellen Wissens- und Forschungsstand, das von Beginn an auf mehrere Jahrzehnte Entstehungszeit angelegt war, arbeitet die Direktorin der historischen Ämter der Stadt, Dr. Beatrix Schönewald an (Band 3:) der Zeit des Kurfürstentums Bayern, also vom Dreißigjährigen Krieg bis 1806 und der frühere und jüngst pensionierte Archivchef Edmund Hausfelder an der Zeit (Band 4:) des Königreichs Bayern, also von 1806 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Wann diese Bände 3 und 4 erscheinen können, ist noch nicht abzusehen.

In diesen Tagen ist der Band, der im Jahr 1919 beginnt (Band 5), erschienen. Er ist 2228 Seiten stark, aufgeteilt in drei Teilbände und einen Registerband zur Erschließung für die weitere historische Forschung.

Der Band behandelt in einem breiten Mosaik die politischen Ereignisse, etwa die Frage, woher denn urplötzlich Arbeiter- und Soldatenräte in der Stadt kamen und der Stadtrat sich mit ihnen zu arrangieren hatte, die kulturellen Höhen und Tiefen, die Gründung von Konzertverein und Kunstverein, das Theaterleben samt der Aufregung um die „Pioniere von Ingolstadt“. Es geht um die schwierige Umstellung der alten Rüstungsbetriebe, um das große Explosionsunglück in der Munitionsfabrik. Man lernt den Bürgermeister kennen, dem Übergrifflichkeiten nachgesagt werden (Überschrift: Storch über dem Rathaus), man hört vom Rechtsreferenten, der Oberbürgermeister werden will, letztlich aber, in Skandale verwickelt, vom Reichsgericht in Leipzig verurteilt wird. Man erfährt, wie die frühen Nationalsozialisten zum Hitlerputsch nach München eilen, verboten werden und als „Völkische“ in den Stadtrat ziehen, ihr Anführer Hitler sogar in der Festungshaft in Landsberg besucht. Man liest, wie ein ehrgeiziger Reichstagsabgeordneter, der dann zum Bürgermeister wird, glaubt, er könne mit Hilfe der Nazis Oberbürgermeister werden, aber grandios scheitert, nachdem er das bürgerliche Lager vernichtet hat. Es geht um den durchaus aufhaltsamen Anstieg der Gewalt, den von der SA entfachten Terror, unsägliche Angriffe auf die Ingolstädter jüdischen Mitbürger, offenen Antisemitismus. Geschildert wird die Zeit der Inflation, beantwortet die Frage, wann der Preis für ein Kilo Brot die Million Reichsmark überstieg, wieviel Arbeitslose und wieviel Wohnungssuchende es gab, wie die Stadt aus den alten Festungsmauern ausbrach und eine „neue Südvorstadt“ St. Anton und ein neues Nordviertel (St. Joseph) wuchsen. Es geht aber auch um die Frage der Müllabfuhr, des Aufbaus von städtischen Forstgebieten und als Ausdruck ökologischen Bewusstseins der „Vogelschutzstation Ingolstadt“ und der Landwirtschaft vom Stadtbauern zum Erbhofbauern, um Kinoprogramme, um Bubi-Kopf-Mode, um die Stadtskandale und Stadtoriginale und die Frage, wie kocht man mit Gas, wie fordert Ingolstadt, an den großen Rhein-Main-Donaukanal angeschlossen zu werden und plant schon einen großen Hafen.

Gerd Treffer: Geschichte der Stadt Ingolstadt. Bd. V 1918 – 1972
Teilband 1: Ingolstadt in der Weimarer Zeit 1918 – 1933 (vier Bücher im Schuber mit ausführlichem Registerband)
Ingolstadt, 2021
ISBN: 978 – 3 - 932 113 – 88 – 8
2228 Seiten
Preis: 89 Euro
Erhältlich an der Kasse des Stadtmuseums Ingolstadt. Auf der Schanz