Jeder kann mithelfen - keiner ist zu alt
Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen
Der Frauenarbeitskreis (FAK) im Ingolstädter BRK ist gerade sehr aktiv. Die Damen sind nämlich eifrig dabei Corona-Gesichts-Schutzmasken zu nähen.
Die Mitglieder des FAK sind schon lange – einige von ihnen seit mehr als 50 Jahren – ehrenamtlich sozial tätig.
Die Frauen sind durchwegs über 80 und bauen auf Erfahrungen auf, die sie in den schweren Nachkriegszeiten gesammelt haben, als es besonders auf Zusammenhalt ankam.
Sie alle wissen: Zusammenhalten, füreinander da sei, einander helfen, Selbsthilfe aktivieren, kreative Lösungen finden und letzte Kräfte mobilisieren, das waren und sind Tugenden, die in Krisenzeiten Menschenleben retten können.
Nicht nur die Frauen selbst, sondern auch ihre Nähmaschinen sind in die Jahre gekommen. Die meisten waren eingemottet, weil auf ihnen schon lange nicht mehr genäht worden war.
Jetzt wurden die Nähmaschinen wieder hervorgeholt und die Nähkünste der Besitzerinnen reaktiviert, um Gesichtsmasken zum Schutz vor einer Corona-Ansteckung zu nähen.
Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des FAK gehören aufgrund ihres Alters zur Hochrisikogruppe. Doch ihr Alter hat sie bisher nie daran gehindert, Hilfe vor allem für Senioren und von Einsamkeit bedrohte Menschen zu leisten, auch wenn diese weit jünger sind als sie selbst.
Eva Straub, Leiterin des FAK, beschreibt die Einstellung der FAK-Mitarbeiterinnen mit „Man ist nie zu alt, einen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft zu leisten.“
Das gilt auch für die Ausnahmesituation der Corona-Pandemie. Warum sollte man mit 85 Jahren zu alt sein, um Gesichtsschutzmasken zu nähen?
Bis vor kurzem hat wohl niemand gedacht, dass 75 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs die inzwischen hoch technisierte und sozial abgesicherte Gesellschaft davon profitieren würde, was sich Menschen in der Not der Nachkriegszeit selbst beigebracht hatten.
Bei der Suche nach Näherinnen für Schutzmasken stellt sich heraus, dass die meisten Jüngeren keine Nähmaschine mehr besitzen und auch nicht damit umgehen können. Die „Alten“ aber haben nicht verlernt, was sie in der Jungend lernen mussten.
Und so bringen sie für die heutige Ausnahmesituation Kenntnisse und Erfahrungen mit, die Jüngere nicht haben, weil sie sie bisher nicht brauchten.
„Ein wenig stolz sind wir schon, dass wir mithelfen können“, sagt eine der FAK-Frauen.
20.04.2020, 16:15 Uhr