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07.11.2021

KZ überlebt - Porträts von Stefan Hanke

Neue Sonderausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt

Das Stadtmuseum Ingolstadt zeigt von Dienstag, 9. November, bis Sonntag, 27. März 2022 die Ausstellung „KZ überlebt“ des Regensburger Fotografen Stefan Hanke (*1961).

Seit 2004 suchte Hanke zehn Jahre lang Überlebende der Haft in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten auf, wo Millionen Menschen den Tod fanden. Am Kriegsende wurden dort Hunderttausende Häftlinge befreit. Viele Überlebende hatten alles verloren und waren schwer traumatisiert. Oft schwiegen sie über ihr Schicksal oder sprachen erst im hohen Alter darüber. Wie lebten diese Menschen mit den erlittenen physischen und psychischen Zerstörungen weiter? Diese Frage begleitete Stefan Hanke bei seinen Begegnungen.

In seinem Projekt „KZ überlebt“ porträtierte er 121 Betroffene in sieben europäischen Ländern. Sein Weg führte ihn von Rom bis an die ukrainische Grenze, aber auch nach Ingolstadt. Das Stadtmuseum Ingolstadt zeigt aus diesem Konvolut 52 Fotografien. Darunter finden sich mit Getrud Roche und Hugo Höllenreiner zwei Porträts von Ingolstädter Überlebenden. Rund die Hälfte der Zeitzeugen sind jüdischer Herkunft, weitere sind Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, ehemalige politische Häftlinge und als „Asoziale“ diskriminierte Menschen.

Stefan Hanke zeigt diese Menschen ohne vorgefasste Opferschablonen in ihrem Lebensumfeld oder an Orten ihrer Verfolgung und Lagerhaft. Seine Bildkompositionen reflektieren ihre Geschichte in einem einmaligen Augenblick. So entwickelten sich sehr persönliche Interpretationen seiner Begegnungen mit den Überlebenden auf hohem fotokünstlerischem Niveau. Nach Stationen unter anderem im Bayerischen Landtag in München, in der Gedenkstätte Theresienstadt, im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau und zuletzt im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden findet die Ausstellung nun ihren Weg nach Ingolstadt.

In der Schau geben die Porträts und Bildlegenden Einblicke in die Biografien der Überlebenden. An Lesestation schließt sich der Erzählkreis, wo durch den begleitenden Bildband Zitate und die Lebensgeschichten der Protagonisten nachgelesen und die Eindrücke vertieft werden können. Beispiel für die eindrücklichen Fotografien ist die Aufnahme von Leon Weintraub, die vor der Zeppelinhaupttribüne des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes entstand. Dort fühlte er sich nicht als Opfer, sondern als Sieger, weil er überlebte. Ernst Grube wurde auf dem Güterbahnhof in Milbertshofen porträtiert, einem Deportationsort zahlreicher Münchner Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager. Als engagierter Zeitzeuge mahnte er: „Erinnern alleine tut's nicht!“

Die Überlebenden der Konzentrationslager sind außerordentlich wichtige Zeugen für die nationalsozialistischen Verbrechen, die von Deutschland ausgingen. Stefan Hanke ist überzeugt, dass das Wissen um ihre Leidensgeschichten aktueller und nötiger denn je ist. Seine Motivation spiegelt sich im Zitat des Überlebenden Adam König wider: „Wer das vergisst, was während der faschistischen Zeit geschah, der kann gezwungen sein, das Geschehene wieder erleben zu müssen.“


Führungen, Vermittlungs- und Begleitprogramm:

Neben einem Vermittlungsangebot speziell für Schulklassen wird es ein Begleitprogramm zur Ausstellung geben, das die Themen durch Vorträge, Gesprächsrunden und durch ein Zeitzeugengespräch mit dem ebenfalls in der Ausstellung porträtierten Überlebenden Ernst Grube vertiefen wird. Die Termine werden zeitnah über die Website des Stadtmuseums kommuniziert.

Der Fotograf Stefan Hanke bietet zudem Kuratorenführungen durch die Ausstellung an, wo er von seinen Begegnungen mit den Betroffenen berichtet. Die erste Führung findet am Sonntag, 14. November, um 15 Uhr statt. Um Anmeldung über das Reservierungstool der Museen wird gebeten, die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Weitere Informationen unter: www.ingolstadt.de/stadtmuseum