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08.11.2021

Pflegeprognose für die Stadt Ingolstadt

Analysen und Berechnungen von 2019 bis 2039

Seit Ende 1999 wird bundesweit alle zwei Jahre eine Statistik der Pflegebedürftigen, der Pflegeeinrichtungen und der Pflegegeldleistungen nach dem SGB XI durchgeführt. Die amtlichen Zahlen geben Auskunft über die Struktur und Entwicklung der Pflegebedürftigen und der Einrichtungen zur Pflege. Auf der Basis dieser Daten erstellte das Sachgebiet Statistik und Stadtforschung in Absprache mit dem Amt für Soziales eine aktuelle Prognose für die Stadt Ingolstadt für die Zeit von 2019 – 2039.

Pflegeanalyse
Durch das Pflegestärkungsgesetz sind die Zahlen ab 2017 nicht mehr mit den Daten der Vorjahre vergleichbar. Durch die Hereinnahme u. a. der Demenzerkrankungen war von 2015 bis 2017 und noch stärker von 2017 auf 2019 ein starker Anstieg der Pflegebedürftigen zu verzeichnen. Waren es 2015 noch 2.759 anerkannte Pflegebedürftige, stieg die Zahl durch den geänderten Pflegebegriff über 3.218 (2017) auf 4.143 (2019).

Während die stationäre Pflege seit 2007 (1.108 Personen) langsam und kontinuierlich bis 2019 (923 Personen) zurückging, hat sich durch das neue Pflegegesetz bedingt die Zahl der Pflegegeldempfänger/-innen von 2015 bis 2019 um rund 760 (52 Prozent) auf nun 1.941 Personen, die der ambulant Betreuten um ca. 430 (83 Prozent) auf 954 Personen erhöht.
Der rechnerische Rückgang des Anteils der stationär Pflegebedürftigen durch das Pflegestärkungsgesetz findet sich auch bei allen bayerischen Großstädten und in den Landkreisen der Region.

Betrachtet man die Pflegequoten der Einwohner/-innen ab 75 Jahren, zeigt sich ein teils deutlicher Rückgang bis 2017. Immer weniger Menschen scheinen im Alter auf Pflege angewiesen zu sein. Durch die Erweiterung des Pflegebegriffs im Pflegestärkungsgesetz stiegen die Pflegequoten von 2017 auf 2019 teils wieder deutlich an. Ausnahme sind die Personen mit 95 und mehr Jahren.

Pflegeprognose
Die Gruppe der 65- bis unter 85-Jährigen wird von gut 20.000 auf über 30.000 bis 2039 anwachsen. Die Zahl der Personen in der Gruppe 85+ wird sich von 3.500 im Jahr 2019 auf 6.300 im Jahr 2039 erhöhen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass die Altersgruppe 75 bis unter 85 Jahren ab 2030 stark anwachsen wird. Die Zahl der Hochbetagten ab 95 Jahren wird sich bis 2039 auf knapp 800 Personen mehr als verdreifachen.

In vier unterschiedlichen Szenarien der Prognose wurden die zukünftig zu erwartenden Zahlen der Pflegebedürftigen errechnet. Je nach angenommener Entwicklung der Pflegequoten bis 2039 kann die Zahl der Pflegebedürftigen etwa konstant bleiben bei knapp über 4.000 Personen (jährlich um 2 Prozent sinkende Pflegequoten), auf rund 5.000 (jährlich um 1 Prozent sinkende Pflegequoten, auf rund 5.500 (jährlich um 0,5% sinkende Pflegequoten) oder über 6.000 Personen steigen (Pflegequote wie 2019).

Für weitere Berechnungen wurde bis 2039 eine jährlich sinkende Pflegequote von 0,5% angenommen, was einem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen bis 2039 von rund 5.000 Personen entspricht.

Bei Verwendung des mittleren Szenarios mit einer jährlich um 0,5 Prozent sinkenden Pflegequote und knapp 40 Prozent stationär zu versorgenden Personen, stiege der Bedarf an Pflegeplätzen von derzeit rund 1.400 über 1.600 in zehn Jahren auf über 1.800 im Jahr 2039.

Derzeit fehlen nach dieser Berechnung knapp 370 stationäre Pflegeplätze. Unter Einbeziehung geplanter Heimplätze fehlen bis 2024 rund 270, bis 2029 rund 370 Plätze. Bis 2034 betrüge das Defizit knapp 500, bis 2039 über 600 Plätze.

Die Berechnungen wurden unter den angenommenen Rahmenbedingungen auf der Basis der Bevölkerungsprognose 2019 bis 2039 erarbeitet.

Wie die Analyse und Prognose zeigen, fehlen in Ingolstadt seit einigen Jahren vollstationäre Pflegeplätze. Zum 31.12.2015 gab es in Ingolstadt noch 1.252 vollstationäre Pflegeplätze, von denen 1.143 belegt waren (Statistik des Sozialamts).
Zum 31.12.2020 waren es nach den neuesten Zahlen des Amtes für Soziales 1.052 vollstationäre Pflegeplätze in Ingolstadt, von denen
• 894 vollstationär,
• 14 Plätze teilstationär belegt waren.
• 25 Plätze waren frei und belegbar,
• 119 Plätze waren zwar frei, aber nicht belegbar.
Es gingen also 200 Plätze verloren. Gründe für den Verlust der Plätze waren vor allem:
• die Schließung von Einrichtungen (Danuviusklinik mit 27 Plätzen),
• die Übernahme einer Einrichtung durch einen anderen Betreiber, der dann seine kleine Einrichtung geschlossen und die Plätze der übernommenen Einrichtung angepasst hat (Übernahme ProCurand (133 Plätze) durch Danuvius Haus (52 Plätze) mit dann neu 120 Plätzen), im Saldo -65 Plätze
• Bauliche und konzeptionelle Anpassungen von Einrichtungen (Heilig-Geist-Spital Abbau 82 Plätze, St. Pius Abbau 22 Plätze; Elisa Abbau 1 Platz).