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22.02.2023

Vernissage, Performance und Konzert

Auftakt des neuen Fem*Festivals

Vom 3. bis 12. März wird zum ersten Mal das FEM*FESTIVAL Ingolstadt stattfinden, ein Kooperationsprojekt von Gleichstellungsstelle und Kulturamt. Das FEM*FESTIVAL geht aus den Ingolstädter Künstlerinnentagen „Der Oktober ist eine Frau“ hervor. 25 Jahre lang warfen diese ein Schlaglicht auf Stellung und Werk von Frauen in Kunst und Kultur.

Eröffnet wird das Festival am Freitag, 3. März, um 19 Uhr in der Kulturhalle P3 mit der Vernissage zur Ausstellung „Die berühmten Frauen der Banknoten“ von Maria Odilia Ostertag-Allwicher. Was haben die schwedische Schauspielerin Greta Garbo und die kolumbianische Revolutionärin La Pola miteinander zu tun? Sie tauschten sich vielleicht aus, in einer Wechselstube der Fünfzigerjahre? Die beiden sind nämlich je auf einer Banknote ihres Landes abgebildet, weil sie in ihrer Heimat herausragende Persönlichkeiten sind.

Die in Erkelenz geborene und in Zürich lebende Künstlerin Maria Odilia Ostertag-Allwicher schaute erstmals 2001 Banknoten gründlich an, als sie sich an der Ausstellung BankArt beteiligte. Sie sah nur Männerbildnisse. Immerhin war die Künstlerin Sophie Taeuber-Arp auf der Schweizer Fünfzig-Franken-Note abgebildet. Und wer ist es in Deutschland, in Europa, in Asien, fragt sie sich. Welche Frauen erscheinen auf einer Banknote, weltweit?
Im Herbst 2009 begann Maria Odilia Ostertag-Allwicher zu suchen. Es war knifflig. Es gibt keine Datenbank dafür. Wohl konnte sie bei Numismatikern Kataloge durchblättern, aber die Noten selbst finden sich über Händler, Wechselstuben und vor allem über private Kontakte. Da sie früher in der Hotellerie arbeitete und ihr Mann Albert Ostertag Präsident der internationalen Concierge-Vereingung „Les Clefs d’Or“, war, ist sie bestens vernetzt. Zudem wollte die kleine Odilia schon zu Schulzeiten Archäologin werden, brachte also die Lust an der Detektivarbeit mit.
Maria Odilia Ostertag-Allwicher kopierte aus den zerknitterten, teils vergriffenen Noten die Porträts heraus, alle ungefähr gleich groß, kolorierte sie mit feinem Pinselstrich, zog sie auf ein Holzquadrat auf und recherchierte die Geschichte jeder dieser Persönlichkeiten. Es entstand ein wundersames Mosaik unterschiedlichster weiblicher Lebensentwürfe aus der ganzen Welt aus acht Jahrhunderten: Königin oder Künstlerin, Wissenschaftlerin oder Politikerin, Nonne oder Rebellin.
Schon 2010 präsentierte Maria Odilia Ostertag-Allwicher im Internationalen Frauenclub „Lyceum“ in Zürich rund 60 historische Frauen. Im Jahr 2019 in Ingolstadt waren es 83, und nun sind 25 weitere dazugekommen. Insgesamt hat sie bis anhin 108 historische Frauen und dazu viele Allegorien wie die Französin Marianne oder die Göttin Europa sowie Frauenbildnisse wie die Strickerinnen oder Trachtenmädchen gefunden. Und sie hat weitere in Aussicht.
Es gibt keine internationalen Richtlinien dafür, wer die Ehre bekommt, auf einer Banknote abgebildet zu werden. In Tunis ist es die erste nordafrikanische Ärztin Tawhida Ben Cheikh mit ihrem Einsatz für Geburten und Geburtenkontrolle, in Georgien Königin Tamar, die den Staat modernisierte und Wissenschaft und Kunst unterstützte, in Indonesien Tjut Meutia für ihren Kampf gegen die Kolonialisierung, in Japan die erste professionelle Schriftstellerin der modernen Literatur, Natsu Higuchi.
Die 108 Frauen auf den Banknoten könnten unterschiedlicher nicht sein. Und dennoch haben sie Gemeinsamkeiten: Es ist das enorme Engagement all dieser Frauen für ihre Ziele. Es ist ihr Mut und ihre Standhaftigkeit. Und viele haben sich für Gerechtigkeit und Menschlichkeit eingesetzt.
Dank Maria Odilia Ostertag-Allwichers Spürsinn, ihrer gewissenhaften Recherchen, ihrer Empathie und ihres künstlerischen Könnens, mit dem sie die Frauen leicht kolorierte wie für ein Fernsehinterview, sprechen heute 108 berühmte Frauen zu uns. „Egal, in welcher Zeit oder unter welchen Bedingungen Du lebst“, sagen sie, „nimm Anteil an Deiner Umgebung, setz Dich ein, verblüffe, begeistere!“
Der Eintritt ist an diesem Abend frei, es wird um Reservierung unter urbankultur@ingolstadt.de gebeten.

Das Kunstkollektiv Die Villa aus München ergänzt die Ausstellung durch eine Performance zum Thema Equal Pay. Die Performances und Aktionen der Münchner Gruppe sind seit deren Gründung im Jahr 2018 bekannt für ihre starke kollektive Bildsprache, den rituellen Duktus und Performance als Werkprozess. So wurde ihre Performance „Emotional Power“ u.a. in der Pinakothek der Moderne mit großen Erfolg 2021 gezeigt. „Die Villa“ ist ein Kollektiv von fünf Künstlerinnen, die als einzelne Künstlerinnen in je unterschiedlichen Genres tätig sind. Der Name entstand auf Basis der ersten gemeinsamen Ausstellung in einer alten Villa vor den Toren Münchens. „Die Villa“ ist ein offener Organismus, ein Raum für Experimente, für Transformation, Geborgenheit und Spiel. „Die Villa“ ist weiblich. „Die Villa“ ist politisch.

Musikalisch umrahmt wird der Abend durch die Gruppe Four Women. An diesem Abend im Trio: Hanna Sikasa, Jules und Nadja Lea Letzgus. Drei Musikerinnen, eine Künstlerin, spannende Frauen und eine Reise um die Welt und durch die Zeit. Im März 2020 lernen sich die Künstlerin Maria Odilia Ostertag-Allwicher und die Musikerin Hanna Sikasa in Augsburg kennen. Die Künstlerin zeigt dort ihre Bilder der „berühmten Frauen der Banknoten“ und eine Verbindung ist schnell geknüpft. Letztendlich schreibt Hanna Sikasa ein abendfüllendes Programm aus Stücken für einige der inspirierenden Frauen aus der ganzen Welt. Unter den besungenen Frauen sind alte Bekannte, wie z.B. die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff oder die Sängerin Cesária Évora, aber auch hierzulande weniger bekannte Frauen wie die Politikerin Rose Lomathinda Chibambo, die Tänzerin Bubusara Beischenalijewa oder die Schriftstellerin Higuchi Ichiyo. Entstanden ist eine Hommage, die von den unterschiedlichsten Lebenswegen erzählt, mit Irrungen und Wirrungen, kleinen und großen Kämpfen gegen Diskriminierung und Rassismus, und vor allem von mutigen, erfinderischen Frauen, die ungewöhnliche Wege einschlugen. Wie das klingt? Das sind drei außergewöhnliche Stimmen, die sehr besonders harmonieren, sich begleitend an Keys und Gitarre, drei Frauen, die was zu erzählen haben und ihre Songs, die zwischen Soul, Pop und R‘n‘B changieren.


3.3.2023, 19 Uhr, Kulturhalle P3 - Eintritt frei
VERNISSAGE Ausstellung „Die berühmten Frauen der Banknoten“ von Maria Odilia Ostertag Allwicher
KUNSTKOLLEKTIV DIE VILLA (Performative Kunst zum Thema Equal Pay)
FOUR WOMEN (Pop, Jazz)
Es wird um Reservierung unter urbankultur@ingolstadt.de gebeten.