Seiteninhalt
14.06.2023

Wertvoller Lebensraum

Arten- und Naturschutz am Denkmal und am neuen Dalwigk

Das Areal, das das sanierte Baudenkmal Kavalier Dalwigk und den anschließenden Neubau beherbergt, ist nicht nur städtebaulich prominent, sondern auch ökologisch von Bedeutung. Hier treffen zwei große Ökosysteme aufeinander, auch wenn sie weitestgehend von der Hauptverkehrsstraße, der Schloßlände, zerschnitten sind: Das Glacis, als besonders ausgeprägter Grüngürtel mit altem Baumbestand und die Donau. Ein besonders wichtiger Teil des innerstädtischen Biotopverbunds ist das Glacis, das Vögel, Fledermäuse, Reptilien und Käfer beherbergt. Für die Fledermäuse sind die alten Strukturen der unter Tage liegenden Festungsanlage wichtiger Lebensraum und Überwinterungsquartier.

Bereits vor der Baumaßnahme rund um das alte Gemäuer wurde ein Artenschutz-Gutachten eingeholt. Es galt, die vorhandenen Habitat-Potenziale für Vögel, Fledermäuse und Insekten zu identifizieren und festzulegen, um den Arten auch weiterhin wertvolle Lebensräume und einen möglichst ungestörten Rückzugsort, das Glacis, zu bieten. Der erarbeitete Maßnahmenkatalog sah vor, neben gehölz- und baumbewohnenden Arten auch Mauersegler und Nischenbrüter ins urban geprägte Gelände zu locken.

Für Mauersegler und Nischenbrüter wurden im Verlauf der Sanierungsmaßnahmen Nistkästen direkt in die bestehende Fassade eingebaut. Besonders passend waren hier Nistkästen aus Ziegelstein. Die Mauersegler sind sehr saubere Untermieter, sie hinterlassen keine Spuren und bringen auch kein Material in das Nest ein. Da diese Vögel Konloniebrüter sind, werden mehrere Nistkästen gleichzeitig angeboten.

Fledermäuse hängen in ihren Nistplätzen, weshalb ihre Nistkästen im Gegensatz zu jenen der Mauersegler und Nischbrüter deutlich größer ausfallen und deshalb für einen Einbau in Ziegelfassaden weniger geeignet sind. Darum wurden in den Betonergänzungen am Dalwigk, wo es sinnvoll und möglich erschien, Fledermaus-Einflugschlitze eingebaut. Diese sind in Betonoptik gehalten, damit sie am Bauwerk weniger auffällig sind.

Die Beleuchtung für den Kavalier Dalwigk bzw. die Anstrahlung der Gebäude wurde auf das Notwendigste reduziert. Somit bleiben lichtökologisch sensible Bereiche, wie zum Beispiel die Jagdgebiete und die Quartiere der Fledermäuse sowie die Dunkelkorridore zur Sicherung des Lebensraums erhalten. Im Hinblick auf den Artenschutz wurde hier besonders auf die Lichtfarbe geachtet.

Alle Überlegungen des Arten- und Naturschutzkonzepts wurden im Vorfeld der Sanierung mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Das Konzept beinhaltet auch den neuen Bau direkt neben dem denkmalgeschützten Kavalier.

Einen wichtigen Teil der grünen Infrastruktur in Städten bildet die Dachbegrünung, die viele Funktionen wirksam erfüllt. So wird damit beispielsweise das Regenwasser gespeichert, das Gebäudeklima positiv beeinflusst und ein ökologisch wichtiger Lebensraum für Arten geschaffen. Außerdem bieten sie Käfern, Spinnen, Schnecken, Insekten und Vögeln einen (Teil-) Lebensraum.

Die Flächen werden entsprechend der von Fachleuten gegebenen Empfehlungen gestaltet, z. B durch Verwendung unterschiedlicher Substratarten und Bodenbestandteilen aus der Region oder Struktureinbringung durch Totholz, Äste, Grobkies, Steine sowie Anhäufungen für Nisthügel oder Futterhügel.

Auch das Vogelschlagrisiko am Neubau wurde untersucht und bewertet. Denn je mehr das nähere Gebäudeumfeld ein für Vögel attraktives Gelände ist, desto höher ist das Kollisionsrisiko. Bäume und Sträucher vor der Fassade, auch die Nähe zu Habitaten und eine allgemein begrünte Umgebung, wie sie hier vorgegeben ist, spielen eine maßgebliche Rolle.

Gefahren am Gebäude, wie Spiegelungen des Himmels an der Fassade, Durchblicke durch das Gebäude oder Eckverglasungen mit Durchsicht wurden deshalb minimiert. Die großen Glasflächen wurden für Vögel sichtbar gemacht, indem Glas mit geprüften und für wirksam befundenen Strukturen eingebaut wurde.